Anerkennung

Jonathan Harvey

Ritual Melodies

“Ritual Melodies" des Briten Jonathan Harvey basiert auf computergenerierten Klängen.

Der Künstler wurde am 3. Mai 1939 in Sutton Coldfield - Warwickshire - geboren. Er war Chorist am St. Michael's College, Tenbury (1948-52), ging dann nach Repton und zuletzt ans St. John's College, Cambridge. Er studierte auch privat auf Rat von Britten bei Erwin Stein und Hans Keller und erwarb so schon früh Vertrautheit mit der Schönberg-Schule. Seit 1969 war er Harkness Fellow an der Princeton University.

“Ritual Melodies“

Manchmal mit reiner Synthese zu arbeiten, gibt einen wertvollen Einblick in die mysteriöse Beziehung zwischen Schönheit und Zahl, zwischen musikalischem Ausdruck und präziser Quantifizierung eines jeden Aspektes des Klangs (nichts wird dem Zufall überlassen). Je präziser diese expressive, emotionale, ästhetische oder spirituelle Musik detailliert wird, desto bewusster wird dieser Bereich. Dies schließt das Geheimnisvolle nicht aus, es öffnet nur ein weiteres Gebiet davon rund um alles, was bisher bewusst verstanden wurde. Auf diese Art können neue Welten entdeckt werden.

“Ritual Melodies" wurde unter Mithilfe von Jan Vandenheede am IRCAM gemacht. Alle Klänge sind computergeneriert, und zwar mit den Programmen CHANT und FORMES. Zuerst wurden Modelle exotischer Instrumente und Stimmen mit CHANT gebaut. Dann entwickelten wir ein System der Interpolation zwischen Paaren von Modellen, so dass ein Typ der Modellierung in einen anderen übergeführt werden konnte, und zwar mit FORMES, einem LISP-ähnlichen hierarchischen Programm. Als nächstes wurden Melodien in einer kompliziert ineinander greifenden Kette komponiert, jeweils auf den Oberton-Reihen basierend und unter Verwendung von schnellen oder langsamen Interpolationen zwischen zwei “Instrumenten" oder “Stimmen". Aus diesen Melodien und den Timbres und Hybriden wurde dann das Stück unter Hinzunahme von “Streck"-Techniken und Transpositions-Systemen zusammengesetzt.

Text: Jonathan Harvey