Von allen Kleinstädten die Idealste

Salzburg, aus einer "Welt von gestern"

Der österreichische Schriftsteller Stefan Zweig (1881-1942), wählte nach dem Ersten Weltkrieg Salzburg als Wohnsitz, denn er bot ihm mehrere Vorzüge - wie z.B. die guten Bahnverbindungen nach Wien, München und Paris. Hier lebte Zweig von 1919 bis 1934.

Der österreichische Schriftsteller Stefan Zweig (1881-1942), wählte nach dem Ersten Weltkrieg Salzburg als Wohnsitz, denn er bot ihm mehrere Vorzüge - wie z.B. die guten Bahnverbindungen nach Wien, München und Paris. Hier lebte Zweig von 1919 bis 1934.

In diesen Salzburger Jahren schrieb der Pazifist, wie Hildemar Holl, Leiter der "Internationalen Stefan Zweig Gesellschaft", hinweist, vor allem seine biographischen Essays wie z.B. die "Drei Meister" (1920) sowie seine in viele Sprachen übersetzten Biographien wie u. a. "Marie Antoinette" (1932), die ihn weltberühmt machten.

Erinnerungen in der "Welt von Gestern"

In der "Zweig-Villa" waren damals zahlreiche der vielen intellektuellen Freunde des Schriftstellers zu Gast: Thomas Mann, Hugo von Hofmannsthal, Arthur Schnitzler, James Joyce, George Wells, Carl Zuckmayr, Franz Werfel oder Hermann Bahr, um nur einige zu nennen.

In seinem letzten Buch, "Die Welt von gestern - Erinnerungen eines Europäers", beschreibt Stefan Zweig auch sein Salzburger Domizil am Kapuzinerberg 5.

"Ich hatte mir während des Krieges in Salzburg ein Haus gekauft, denn die Entfernung von meinen früheren Freunden wegen unserer gegensätzlichen Einstellung zum Kriege hatte in mir das Verlangen erweckt, nicht mehr in großen Städten und unter vielen Menschen zu leben; meine Arbeit hat später auch überall Nutzen von dieser zurückgezogenen Lebensform gehabt."

"Salzburg schien mir von allen österreichischen Kleinstädten nicht nur durch seine landschaftliche, sondern auch durch seine geographische Lage die idealste, weil am Rande Österreichs gelegen, zweieinhalb Eisenbahnstunden von München, fünf Stunden nach Wien, zehn Stunden nach Zürich oder Venedig und zwanzig nach Paris, also ein richtiger Abstoßpunkt nach Europa.

Freilich war es damals noch nicht die durch ihre Festspiele berühmte (und im Sommer snobistisch sich gebärdende) Rendezvousstadt der 'Prominenten' (sonst hätte ich sie mir nicht als Arbeitsort gewählt), sondern ein antiquarisches, schläfriges, romantisches Städtchen am letzten Abhange der Alpen, die dort mit bergen und Hügeln sanft in das deutsche Flachland übergehen."

"Der kleine, bewaldete Hügel, auf dem ich wohnte, war gleichsam die letzte abklingende Welle dieses gewaltigen Bergzugs; unzugänglich für Autos und nur auf einem drei Jahrhunderte alten Kalvarienweg mit mehr als hundert Stufen zu erklimmen, bot er als Entgelt für diese Mühsal von seiner Terrasse einen zauberhaften Blick über Dächer und Giebel der vieltürmigen Stadt. Dahinter weitete sich das Panorama über die glorreiche Kette der Alpen (freilich auch auf den Salzberg bei Berchtesgaden, wo ein damals völlig unbekannter Mann namens Adolf Hitler mir bald gegenüber wohnen sollte)."

"Das Haus erwies sich als ebenso romantisch wie unpraktisch. Im siebzehnten Jahrhundert Jagdschlösschen eines Erzbischofs und an die mächtige Festungsmauer angelehnt, war es zu Ende des achtzehnten Jahrhunderts zur Rechten und zur Linken um je ein Zimmer erweitert worden; eine prächtige alte Tapete und eine bemalte Kegelkugel, mit der Kaiser Franz 1807 bei einem Besuche in Salzburg eigenhändig im langen Gang dieses unseres Hauses Kegel geschoben, nebst einigen alten Pergamenten der verschiedenen Grundrechte waren sichtbare Zeugen seiner immerhin stattlichen Vergangenheit."

Service

Text-Abdruck mit freundlicher Genehmigung des
S. Fischer Verlags.

Stefan Zweig
Die Welt von Gestern