Realismus mit Inkonsequenzen

Gruppe 80: Freundliche Kritiken für Sartre-Stück

Die Gruppe 80 wagte sich an die Wiederbelebung eines Erfolgsstückes von einst. Die Kritiker nahmen die Premiere von Jean-Paul Sartres "Die schmutzigen Hände" durchwegs freundlich auf.

Das Stück handelt von einem politischen Mord, der den Mörder in eine Sinnkrise stürzt. In Form einer langen Rückblende beleuchtet Sartre die Geschichte und den Konflikt seines Protagonisten Hugo - ein Journalist, der von der Parteispitze beauftragt wird, den unliebsam gewordenen Parteisekretär Hoederer zu erschießen.

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Kronen Zeitung

"Der Anfang lässt sich in der Gruppe 80 mühsam an", so die "Kronen Zeitung", "Gabriela Hütter als Kommunistin Olga wirkt seltsam hölzern." Erst in der politischen Diskussion entfalte sich ein spannendes Psychogramm: "Da bekommt man Einblicke in das Land der Seele, erkennt, wie meisterhaft Sartre den Handlungsfaden gesponnen hat."

Regisseur Klaus Fischer lässt auf zwei Ebenen spielen: "Rahmenhandlung und Handlung werden da ebenso getrennt wie das Theaterspiel des Lebens von der Realität. Alexander Lhotzky trifft den Realpolitiker Hoederer punktgenau, Monika Pallua als leichte Jessica ist erfrischend, Clemens Matzka ein solider Hugo." Fazit der Krone: "Anerkennenswert".

Kurier

"Sicher und sehr linear" habe Fischer, der auch selbst mitwirkt, "das komplexe Dreiecksverhältnis zwischen dem 'intellektuellen Anarchisten' Hugo, dessen Frau und seinem späteren Mordopfer Hoederer" herausgearbeitet, so der "Kurier". Der Rezensent sah "eine schöne Raumlösung und einige intensive Momente".

Die Presse

Regisseur Klaus Fischer regiere "souveräner die Männchen-Weibchen-Komik als die Pathetiker mit der Waffe in der Hand", heißt es in der "Presse".

In dem Blatt mit dem großen Horizont geht man auf den ideologischen Hintergrund und die Rezeptionsgeschichte des "feinen Lehrstücks" ein: "Generationen von Gymnasiasten beredeten die dialektischen Spannungsfäden, in denen sich der juvenile Kämpfer gegen alles Leid der Welt verstrickt." Und schon nach der Uraufführung in Paris im Jahr 1948 habe die Kritik gerätselt, "ob das Schauspiel 'Die schmutzigen Hände' der kommunistischen Internationale mehr nützt als schadet".

Wiener Zeitung

Auch die "Wiener Zeitung" setzt das Stück in einen geschichtlichen Kontext: Man habe zur Entstehungszeit "das im Parteimilieu angesiedelte Schauspiel als rigide Abrechnung mit dem Kommunismus" verstanden, "während es Sartre um die grundsätzliche Frage nach der Entscheidungsfreiheit des Menschen ging". Folgerichtig sei das Werk hinter dem Eisernen Vorhang nicht aufs Theater gekommen.

Obwohl Sartre kein realistische Umfeld gezeichnet habe, ziehe Regisseur Klaus Fischer "historisierende Eindeutigkeit vor", so die Kritikerin: "Solider Realismus mit einigen Inkonsequenzen." Packend sei der in einer Rückblende aufgerollte Konflikt jedoch allemal.

In den "diskursiven Szenen der beiden Männer" Hoederer und Hugo erreiche der Abend "seine besten Momente. Alexander Lhotzky setzt für Hoederers schier unglaubliche Zivilcourage und Überzeugungskraft gekonntes Understatement ein, Clemens Matzka als Hugo macht vor allem die innere Zerrissenheit eines verirrten Bürgersöhnchens glaubhaft." Die anderen Beziehungskonstellationen der Inszenierung würden jedoch "weniger glaubwürdig" wirken.

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Theater Gruppe 80
Kronen Zeitung
Kurier - Im Spannungsfeld zwischen Liebe, Staat und Politik
Die Presse - Schuld daran ist Jessica
Wiener Zeitung - Zwischen Ideal und Ideologie