Alkoholabhängigkeit

02. Die Therapie

Hilfestellung geben – das ist das Wichtigste im Umgang mit alkoholkranken Menschen. Für das soziale Umfeld eines Suchtkranken ist diese Hilfestellung aber nicht einfach. Appelle von Freunden und Familienangehörigen an die Vernunft und abschreckende Hinweise bleiben meist wirkungslos. Um vom Alkohol loszukommen, bedarf es einer Therapie. Ihr Ziel ist eine Stabilisierung der Persönlichkeit des Betroffenen, seine Rehabilitation und Reintegration. Da aber viele Alkoholikerinnen und Alkoholiker versuchen, ihre Erkrankung zu verheimlichen oder sich und anderen nicht eingestehen wollen, ein Suchtproblem zu haben, dauert es oft sehr lange bis eine Therapie beginnt.

Geschlechtsspezifische Unterschiede
Was die Wahrnehmung der Suchterkrankung und den Umgang damit betrifft, gibt es deutliche Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen Abhängigen.

Grundsätzlich ist es so, dass Frauen häufiger und regelmäßiger bei körperlichen Beschwerden zum Arzt gehen und auch länger in Behandlung bleiben als Männer. Bei der Suchterkrankung ist das nicht der Fall. Frauen beginnen einerseits später mit einer Therapie und sie brechen diese auch öfter ab als Männer. Das, so vermuten Experten, hängt unter anderem damit zusammen, dass viele suchtkranke Frauen mit Kindern fürchten, ihre Erziehungskompetenz könnte in Frage gestellt werden.

Die Entgiftungsphase (der körperliche Entzug)
Am Beginn der Therapie steht eine gründliche körperliche Untersuchung, die Diagnose möglicher Begleiterkrankungen wie Depressionen und Angststörungen und natürlich der körperliche Alkoholentzug, der meist stationär durchgeführt wird. Dieser ist, wenn er unkompliziert verläuft, relativ kurz und dauert zwischen sieben und 14 Tagen. Dann sind die Entzugssymptome wie Zittern, Schwitzen, Erbrechen und Kreislaufstörungen in der Regel vorbei. Dass dabei ausreichend Medikamente (in entsprechender Dosierung) verabreicht werden, ist besonders wichtig. Anderenfalls kann der körperliche Entzug für die Patienten unangenehm bis lebensgefährlich werden. Das Hauptrisiko besteht im Auftreten eines Deliriums tremens. Dieses äußert sich sowohl in psychischen Symptomen wie Desorientiertheit, Halluzinationen und Stimmungsschwankungen als auch in körperlichen wie Erbrechen, Blutdruckschwankungen, Zittern bis hin zu epileptischen Anfällen. Treten solche Symptome auf, werden den Patienten Antiepileptika verabreicht. Ansonsten werden die Entzugserscheinungen, die nichts anderes sind als eine Überreaktion des vegetativen Nervensystems, mit Tranquilizern behandelt. Diese Medikamente können aber in der Regel nach spätestens zwei Wochen wieder abgesetzt werden.

Die Entwöhnphase
Was danach folgt, ist die Entwöhnung, also der psychische Entzug. Während dieser Phase sollen die Patienten lernen, ohne Alkohol zu leben. Dabei werden psychotherapeutische Maßnahmen aller Art eingesetzt, um die Ursachen der Sucht zu ergründen und individuelle Wege aus der Abhängigkeit zu finden. Diese Phase sollte, normalerweise, sechs Wochen dauern, kann sich aber auch über sechs Monate erstrecken.

Die Nachsorge- und Rehabilitationsphase und Rückfallvorbeugung
Danach geht es um eine langfristige Stabilisierung der Betroffenen. Dabei spielt die Unterstützung beim Wiedereinstieg in den Beruf und das gewohnte Umfeld eine entscheidende Rolle. Zur Vorbeugung von Rückfällen haben sich Treffen mit anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen bewährt.

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