Die Nikotinabhängigkeit

06. Mögliche Therapien

Manche können das: von heute auf morgen und ohne fremde Hilfe mit dem Rauchen aufhören. Aber das sind nur sehr wenige.

Sechs von sieben Entwöhnungswilligen schaffen es nicht allein. Sie brauchen psychologische Unterstützung und eine medikamentöse Therapie.

Jede Nikotinentwöhntherapie sollte mit dem Versuch beginnen herauszufinden, ob beim Patienten eine psychische Erkrankung, zum Beispiel eine Depression, vorliegt. Bleibt eine solche vor Therapiebeginn unbehandelt, hat eine Nikotinentwöhnung nach Meinung von Experten überhaupt keinen Sinn.

Anti-Raucherpillen
Lange Zeit waren Nikotinersatzpräparate wie Nikotinkaugummis, -tabletten, -pflaster und -sprays die einzigen unterstützenden Präparate, um den Entzug zu erleichtern. Im Jahr 2000 kam dann die erste "Anti-Raucherpille" mit dem Wirkstoff Buproprion auf den Markt, die eigentlich als Antidepressivum entwickelt wurde. Buproprion erhöht die Konzentration von suchtrelevanten Botenstoffen im Gehirn und dämpft damit das Rauchverlangen. Wegen der möglichen Nebenwirkungen und einiger kolportierter Todesfälle wird dieses Medikament mittlerweile allerdings nicht mehr so häufig verschrieben.

Seit dem Frühjahr 2007 ist ein neues Präparat auf dem Markt. Sein Wirkstoff Vareniclin bindet sich im Gehirn an die gleichen Andockstellen wie Nikotin und wirkt dort auf zweifache Weise: Zum einen werden die Rezeptoren auch ohne Nikotin stimuliert und es werden die gleichen Botenstoffe freigesetzt - vor allem Dopamin - aber in geringerer Menge. Zum anderen blockiert Vareniclin alle betreffenden Rezeptoren. Das erleichtert dem Patienten das Aufhören, da einerseits die Entzugssymptome wegfallen und andererseits - durch die blockierten Rezeptoren - das Nikotin nicht mehr wirken kann und das Rauchen damit sinnlos wird.

Frei von Nebenwirkungen ist Vareniclin allerdings ebenfalls nicht - die häufigste davon ist Schlaflosigkeit.

Dennoch ist auch mit einer Anti-Raucherpille die Erfolgsquote immer noch sehr gering: Nur etwa ein Viertel der Patienten hört über längere Zeit auf zu rauchen - immerhin aber mehr als durch den Einsatz klassischer Nikotinersatzprodukte.

Psychotherapeutische Maßnahmen
Mit Verhaltenstherapie, zusätzlich zur medikamentösen, versucht man auch bei der Raucherentwöhnung, eingeübte Verhaltensweisen abzubauen, etwa den Automatismus des Rauchens in bestimmten Situationen. In Zusammenhang damit soll der Entwöhnungswillige einschlägige Techniken der Selbstkontrolle erlernen. Gerade bei der Raucherentwöhnung haben sich Gruppentherapien besonders bewährt.

Alternative Therapiemethoden
Suchtexperten stehen aber auch alternativen Methoden zur Nikotinentwöhnung wie Hypnose und Akupunktur nicht negativ gegenüber, allerdings mit der Einschränkung, dass diese in ein gesamtes Behandlungssetting integriert sein sollten. Mit anderen Worten: Hypnose oder Akupunktur allein sind bei der Nikotinentwöhnung meist nicht ausreichend.

Jeder Versuch zählt
Insgesamt betrachtet ist die Rückfallsquote nach Nikotinentwöhntherapien sehr hoch. Allerdings bedeutet schon jeder längere Zeitraum, in dem nicht geraucht wird, eine Erholung für den Organismus. Deshalb zahlt sich auch schon der Versuch, von Zigaretten loszukommen aus - bis man es letztendlich vielleicht doch schafft, ganz aufzuhören.

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