Typenabhängige Behandlungsansätze

04. Maßgeschneiderte Therapie

Für die vier Alkoholismus-Typen nach Lesch kommen unterschiedliche Behandlungsansätze zur Anwendung: sowohl was die Art des Entzugs betrifft als auch die Medikamente, das Betreuungskonzept und die Zielsetzungen. Eine genaue Diagnostik vor Beginn der Therapie ist deshalb unabdingbar. Besteht eine schwere Entzugssymptomatik, wenn kein Alkohol getrunken wird? Und wird hauptsächlich deshalb getrunken, um die Entzugssymptomatik zu bekämpfen? Oder liegt eine psychiatrische Grunderkrankung vor? Gab es bereits im Kindes- und Jugendalter schwere Verhaltensauffälligkeiten? Welche Persönlichkeitsstruktur steckt hinter der Person?

Das sind nur einige der Fragen, mit Hilfe derer eine Zuordnung zu einer der vier Alkoholismustypen möglich ist.

Medikamente
Man unterscheidet Medikamente, die die Entzugssymptome lindern und Medikamente, die zur Rückfallsprophylaxe eingesetzt werden. Letztere stillen das Verlangen nach Alkohol (so genannte Anti-Craving-Substanzen). Als Faustregel gilt: Patienten der Gruppen I und II erhalten zur Rückfallsprophylaxe eine Substanz namens Acamprosat.

Patienten der Gruppen III und IV erhalten Naltrexon, ein Medikament, das Endorphinrezeptoren blockiert und damit die Gier nach Alkohol vermindert.

So genannte Neuroleptika - diese haben unter anderem eine beruhigende Wirkung - dürfen in den Gruppen I und III nicht eingesetzt werden, denn sie erhöhen bei diesen Patienten und Patientinnen die Rückfallsrate.

Benzodiazepine - das sind die Beruhigungsmittel schlechthin - dürfen nicht bei Gruppe II und III verwendet werden. Es könnte zu einer Suchtverschiebung vom Alkohol zu diesen Substanzen kommen.
Liegt eine psychiatrische Grunderkrankung vor, muss diese natürlich zusätzlich behandelt werden.

Psychotherapeutische Maßnahmen
Patienten und Patientinnen der Gruppe I nach Lesch benötigen im Allgemeinen keine spezifische Psychotherapie. Eine kontinuierliche ärztliche Betreuung mit Kontrolle der Laborwerte ist dennoch wichtig, um die absolute Abstinenz, die bei diesen Menschen unbedingt erforderlich ist, zu überwachen. Selbsthilfegruppen, wie die Anonymen Alkoholiker, die alkoholzentriert arbeiten, sind bestens geeignet.

Bei Betroffenen aus der Gruppe II und III sind psychotherapeutische Maßnahmen das Um und Auf. Vor allem Typ-III-Patienten sollten engmaschig betreut werden, denn sie sind häufig suizidgefährdet.
Hypnosegruppen, deren Ziel es ist, Boden unter den Füßen, Sicherheit, Kraft und Selbstvertrauen zu geben, eignen sich vor allem für Typ-II-PatientInnen.

Bei Gruppe IV nach Lesch macht eine Psychotherapie wenig Sinn. Die psychosoziale Unterstützung - z.B. in Form betreuten Wohnens - hat oberste Priorität, denn diesen Personen fehlt es vor allem an Halt im Leben.

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