Hilfe bei Parkinson und Epilepsie

06. Funktionelle Neurochirurgie

Der Expertendienst der Universität Freiburg beschreibt funktionelle Neurochirurgie wie folgt: Durchführung minimal-invasiver stereotaktischer Operationsverfahren zur diagnostischen Abklärung und therapeutischen Behandlung von Erkrankungen des zentralen Nervensystems, wie beispielsweise Schmerzen, Bewegungsstörungen und Epilepsien.

Dopamin nimmt ab
Rund 20.000 Menschen in Österreich leiden an Morbus Parkinson. Diese langsam fortschreitende Erkrankung führt zu Muskelstarre, Muskelzittern, verlangsamten Bewegungen und Haltungsinstabilität. Sie tritt meist zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr auf und kann zu erheblichen Behinderungen der Betroffenen führen. Verantwortlich für die Erkrankung ist das Absterben von Zellen in der Substantia nigra des Gehirns, die den Botenstoff Dopamin herstellt.

Unklare Ursachen
Die Ursachen für Morbus Parkinson sind nach wie vor unklar. Behandelt wird die Erkrankung mit der Gabe von L-Dopa-Präparaten, die den Abbau des Dopamins im Gehirn hindern. Diese Medikamente weisen allerdings einen entscheidenden Nachteil auf: Ihre Wirkung lässt mit der Zeit nach. Dann hilft nur noch ein neurochirurgischer Eingriff. Diese Operation wird Tiefenhirnstimulation genannt. Sie kommt etwa auch bei medikamentös nicht therapierbarer Epilepsie zum Einsatz. Seit etwa 18 Jahren wird die Tiefenhirnstimulation in Österreich mit Erfolg angewendet.

Regionen zerstört
Die Anfänge der funktionellen Neurochirurgie bildeten läsionelle Eingriffe. Das bedeutet, die für die Bewegungsstörungen verantwortlichen Gehirnregionen wurden verödet. Diese Eingriffe waren natürlich nicht mehr umkehrbar. Heute werden verfeinerte Verfahren angewendet. Es werden winzigste Stimulatoren in die betroffenen Hirnregionen gesetzt, die - ähnlich wie ein Herzschrittmacher - Impulse senden, die die Bewegungsstörungen der betroffenen Patienten lindern.

Patient muss mitarbeiten
Während einer Tiefenhirnstimulation zur Behandlung von Morbus Parkinson ist der Patient übrigens nicht betäubt. Er muss nämlich "mitarbeiten". Das bedeutet, dass der Betroffene, während die Stimulatoren gesetzt werden, bestimmten Anweisungen folgen muss. So müssen etwa Arme und Beine bewegt oder die Augen auf bestimmte Ziele gerichtet werden. Damit sollen etwa Sensibilitätsstörungen verhindert werden.

Epilepsiechirurgie
Wesentlich länger als bei Morbus Parkinson kommt die tiefe Hirnstimulation in der Behandlung der Epilepsie zum Einsatz. Bereits in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde mittels der schon erläuterten läsionellen Verfahren versucht, Menschen, deren Epilepsie medikamentös nicht behandelt werden konnte, anfallsfrei zu stellen.

Rund 60.000 Menschen in Österreich sind an Epilepsie erkrankt. Für etwa 3.000 dieser Betroffenen stellt die Epilepsiechirurgie eine hilfreiche therapeutische Option dar. Im Gegensatz zur tiefen Hirnstimulation bei Morbus Parkinson wird bei diesem Eingriff immer noch Gewebe entfernt. Der Eingriff ist also nicht mehr rückgängig zu machen. Zudem wird - auch dies im Unterschied zur Parkinson-Chirurgie - dieser Eingriff unter Vollnarkose durchgeführt.

Anfälle unterdrücken
In naher Zukunft soll es möglich werden, auch in der Epilepsiebehandlung Stimulatoren so zu setzen, dass nur dann Impulse ausgesendet werden, wenn ein Anfall droht. Derzeit laufen Forschungsarbeiten in diese Richtung.

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