Herausforderung der nächsten Jahrzehnte

08. Richtlinien der EU-Kommission

2001 definierte auch die EU-Kommission drei gemeinsame Ziele für alle in der EU bestehenden Systeme für das Gesundheitswesen und die Altenpflege:

1. Ziel: Zugänglichkeit
Der Zugang zur medizinischen Versorgung ist ein Recht, das in der Charta der Grundrechte der Europäischen Union festgeschrieben ist und einen wesentlichen Bestandteil der Menschenwürde ausmacht. Er muss daher für alle Menschen garantiert werden. Dies ist noch wichtiger, wenn neue Produkte und Therapien auf den Markt kommen, die verbesserte Versorgung zu höheren Kosten bieten.

2. Ziel: Qualität
Medizinische Versorgung von guter Qualität bedeutet die Erreichung von Zielen der öffentlichen Gesundheit bei gleichzeitiger Herbeiführung eines Gleichgewichts zwischen dem gesundheitlichen Nutzen und den Kosten von Arzneimitteln und Therapien. Kompliziert wird dieser Aspekt durch die Unterschiede bei der Struktur von Pflege und medizinischer Behandlung in der Union. Daher verlangt das Grundsatzpapier mehr vergleichende Analysen, damit "vorbildliche Verfahren" ermittelt werden können und infolgedessen ein Beitrag zur besseren Qualität der Gesundheitssysteme geleistet wird.

3. Ziel: Langfristige Finanzierbarkeit
Ein Anstieg der Gesundheitskosten macht sich bemerkbar, unabhängig davon, wie die Gesundheitssysteme organisiert sind. Die Mitgliedstaaten arbeiten bereits seit Jahren an der Reform ihrer Systeme. Es ist jedoch häufig schwierig, die kurzfristigen und die eher strukturellen Auswirkungen dieser Maßnahmen auseinander zu halten, wobei unter letzteren ihre Fähigkeit verstanden wird, dafür zu sorgen, dass die Ausgaben sich in einem Tempo entwickeln, das eine langfristige Finanzierbarkeit sowie die Qualität und Wirksamkeit der medizinischen Versorgung gewährleistet. Auch unter diesem Gesichtspunkt ruft das Grundsatzpapier zu verstärktem Erfahrungsaustausch auf, der es ermöglichen soll, die im Laufe mehrerer Jahre durchgeführten Maßnahmen zu verfolgen, und auf diese Weise Fortschritte anregen könnte.

Die Herausforderungen
Die EU-Kommission unterstreicht damit, dass die nationalen Systeme die Erbringung von Leistungen und ihre Finanzierung zwar unterschiedlich gestalten, dass sie aber gleichwohl vor immer ähnlicher werdenden Problemen stehen.

Alternde Bevölkerung
Seit 1970 ist die Lebenserwartung bei der Geburt für Frauen um 5,5 Jahre und für Männer um knapp fünf Jahre gestiegen - eine enorme Leistung der Gesundheitssysteme. Im Jahr 2000 betrug in Europa der Anteil der über 65jährigen 16,1 Prozent - 2050 wird dieser Anteil auf 27,5 Prozent steigen. 10 Prozent der Bevölkerung wird über 80 Jahre alt sein.

Die öffentlichen Ausgaben für medizinische Versorgung werden damit laut EU-Kommission steigen. Die Auswirkungen auf die Langzeitpflege für ältere Menschen dürften jedoch noch größer sein. Die steigende Anzahl kleinerer und instabilerer Familienstrukturen könnte die familiären Solidaritätsnetze untergraben und die gesundheitliche Versorgung und Pflege innerhalb der Familien künftig gefährden. Wenn die Zahl der Menschen, die Langzeitpflege benötigen, weiter steigt und die Erwerbstätigkeit der Frauen zunimmt (sie sind die wichtigsten "informellen" Pflegepersonen), so müssen die professionellen Pflegedienste für ältere Menschen weiter ausgebaut werden.

Neue Technologien
Der technische Fortschritt wird neue Produkte und Therapien für die alternde Bevölkerung mit sich bringen, was vermehrten Forschungs- und Entwicklungsbedarf bedeutet. Dies bringt den Bürgern zwar deutliche Vorteile, wirft jedoch auch die Frage nach der Finanzierung auf. Wo die verfügbaren Mittel begrenzt sind, müssen daher klare, transparente und wirksame Evaluierungsmechanismen entwickelt werden, um den Zugang zu diesen neuen Produkten und Therapien zu gewährleisten.

Erwartungen der Verbraucher
Patienten und Patientinnen erwarten eine immer höhere Qualität von ihren Gesundheitssystemen. Die Verbreitung der neuen Informationstechnologien bietet bessere Möglichkeiten für die Suche nach medizinischen Informationen, aber auch nach Dienstleistungen (z. B. Gesundheitsberatung). Außerdem möchten die Patienten heute als Partner im Gesundheitssystem angesehen werden, und zwar nicht nur von den Angehörigen der Gesundheitsberufe, sondern auch von den Behörden. Sie erwarten auch in zunehmendem Maße eine größere Transparenz hinsichtlich der Leistung und Qualität der Versorgung.

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