Wie es funktionieren könnte

12. Vision einer Gesundheitsreform

Derzeit gebe es bezüglich einer Gesundheitsreform im Regierungsprogramm nur inhaltsleere Überschriften, sagt Patientenanwalt Dr. Gerald Bachinger. Aus seiner Sicht würden die Ziele fehlen und auch großen Visionen, wo sich das Gesundheitswesen hinbewegen soll. Für ihn hätte es den Anschein, dass es vor allem um Verwaltung, Konservierung und Bewahrung des gegenwärtigen Systems ginge.

Was passieren müsste
Eine Entschuldung der Kassen sei unumgänglich, sagt Gerald Bachinger. Es sei aber genauso unumgänglich, dies an konkrete Strukturänderungen zu knüpfen. Bloß zusätzliches Geld ins System zu pumpen, ohne konkrete und zu erfüllende Strukturmaßnahmen, sei ein Rückschritt hinter die ohnedies niedrige Latte, die sich die letzte Regierung gelegt hat (und daran gescheitert ist).

Um das Gesundheitssystem nachhaltig finanziell für die kommenden Generationen abzusichern sind massive Änderungen sowohl im niedergelassenen Bereich als auch im stationären Bereich erforderlich. Ein Stichwort ist die "Finanzierung aus einer Hand“, aber es müsste endlich klar gesagt werden, wer die "eine Hand" sein soll.

Zu diskutierende Konzepte wären:

  • entweder der Hauptverband oder die Länder (siehe starker nicht zu ändernder Föderalismus).
  • Endlich auf die Ergebnisqualität schauen und das System mit den richtigen finanziellen Anreizen (qualitätsoptimierende Vergütungssysteme) und Transparenz steuern.
Lösungen
Mehr Patientensicherheit, mehr Transparenz bei Qualitätsdaten, mehr Service, mehr patientenorientierte Kommunikation/Beratung und mehr Empathie.

Das Projekt ELGA vordringlich umzusetzen, um damit eine integrierte Versorgung, über die verschiedenen Versorgungssektoren hinweg zu ermöglichen.

Endlich die Qualitätskontrolle im niedergelassenen Bereich aus der Hand der Interessenvertretung zu nehmen.

Aut idem
Der Kölner Gesundheitsökonom Dr. Andreas Gerber rät Österreichs neuer Koalition darüber hinaus die so genannte Aut idem Regelung so rasch als möglich einzuführen. Nach dieser Regelung dürfen die Ärzte künftig kein Rezept mit einem konkreten Medikament mehr ausstellen, sondern nur noch einen Wirkstoff verschreiben. Es liegt in der Verantwortung des Apothekers, das günstigste Medikament auszusuchen. Nur in begründeten Ausnahmefällen dürften Ärzte und Ärztinnen dann noch auf ein bestimmtes Präparat bestehen. Diese Regelung würde jene ca. 200 Medikamente betreffen, die in Österreich als Generika-fähig eingestuft werden. Man verspricht sich dadurch Einsparungen im Arzneimittelbereich. Im deutschen Gesundheitswesen besteht die Aut idem Regelung übrigens seit 2004.

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