Unterschiedliche Definitionen

02. Teure Alte?

Die demographische Entwicklung gilt gemeinhin als Hauptkostentreiber im Gesundheitswesen und wird in Diskussionen um die Finanzierung der Krankenkassen regelmäßig als Argument dafür strapaziert, dass sich die Entwicklung kaum wird umkehren lassen.

Deutlich werden diese Fakten die Entwicklung etwa bei der Relation der Zahl der Menschen mit Hirnleistungsstörungen und der arbeitenden Bevölkerung. Im Jahr 2000 kamen in Europa 7,1 Millionen Demenz-Kranke auf 493 Millionen Personen im arbeitsfähigen Alter. Das ergab ein Verhältnis von einem Patienten auf 69,4 werktätige Menschen. Im Jahr 2050 wird dieses Verhältnis bei eins zu 21,1 liegen und damit Probleme im Finanzierungsbereich bereiten.

Ein genauerer Blick
Vergleicht man allerdings die Zahlen, so zeigt sich, dass in der Diskussion oft verschiedene Begriffe gleichgesetzt werden. So steigen etwa generell die Pro-Kopf-Ausgaben im Alter stark an, das hat aber nichts mit den steigenden Zahlen alter Menschen und vor allem mit der steigenden Lebenserwartung zu tun. Gerade letztere beschert uns sogar zusätzlich viele gesunde Jahre, was somit sogar Ausgaben reduziert. Die Kosten fallen nicht mehr dort an, wo wir es bisher gewohnt waren. Sie werden sich vielmehr verschieben. Von Krankenhäusern in Pflegeheime und von dort in so genannte Hospize. Und es werden neue Versorgungsstrukturen nötig. Der Grund liegt sicherlich darin, dass viel mehr ältere Menschen allein leben werden. Gleichzeitig steigt die Anspruchshaltung der Menschen an die Medizin und die geriatrische Pflege.

Pro-Kopf-Ausgaben im Alter hoch
Im Einklang mit internationalen Befunden steigen auch in Österreich die öffentlichen Pro-Kopf-Ausgaben mit zunehmendem Alter deutlich an. Das Ausgabenprofil wird von den Krankenhausausgaben dominiert. Hauptkomponenten der ambulanten Ausgaben sind (zahn)ärztliche Hilfe und Medikamente.

Die Pro-Kopf-Ausgaben steigen für beide Geschlechter mit zunehmendem Alter deutlich an, wobei der Anstieg mit dem Eintritt ins Pensionsalter besonders ausgeprägt ist. Frauen „kosten“ nur in ihrem reproduktionsfähigen Alter und knapp darüber hinaus (zwischen 15 und 54 Jahren) um durchschnittlich 27 Prozent mehr als Männer derselben Altersgruppe.

Bei über 55-Jährigen hingegen übersteigen die öffentlichen Ausgaben für Männer jene für Frauen. Dieser "Gendergap" vergrößert sich bis zur Altersgruppe der 70- bis 74-jährigen und beträgt dort rund 14 Prozent, sagen Expertinnen des Instituts für höhere Studien (IHS). Als Grund dafür kann die höhere Krankheitsneigung mit zunehmendem Alter von Männern und ihre generell höhere Mortalität angenommen werden. Die gesamten öffentlichen Ausgaben sind sowohl bei den Frauen mit rund 4.660 Euro, als auch bei den Männern mit rund 5.081 Euro pro Kopf in der Altersgruppe der 85 bis 89-Jährigen am höchsten.

Lebenserwartung spart Geld
Tatsächlich scheint das Finanzierungsproblem allerdings doch nicht so dramatisch zu sein, wie auf den ersten Blick angenommen. So verursacht die steigende Lebenserwartung der Menschen nach Ansicht von Experten trotz aller Veränderungen kaum zusätzliche Kosten im Gesundheitssystem. Sie spart vielmehr sogar Ausgaben. Und zwar 15 bis 20 Prozent, weil Menschen in der Lebensphase zwischen 60 und 80 Jahren heute deutlich fitter sind als die Menschen früherer Generationen. Viele der zusätzlich gewonnenen Jahre sind also auch gesunde Jahre.

Die steigenden Ausgaben im Gesundheitswesen werden dadurch verursacht, dass immer mehr Menschen alt werden - aufgrund der geburtenstarken Jahrgänge, die in den kommenden Jahren in Pension gehen. Das Problem ist also die wachsende Zahl betagter Menschen, nicht aber der Anstieg der individuellen Lebenserwartung. Der Mehrbedarf steigt dadurch um 23 Prozent. Rechnet man aber die beiden Entwicklungen zusammen, kann der rechnerische Mehrbedarf der geburtenstarken Jahrgänge zum größten Teil durch die steigende Lebenserwartung kompensiert werden, sagen deutsche Forscher.

Wenn also die Menschen in Summe älter werden, gibt es zwar insgesamt immer mehr Hochbetagte. Doch diese sind eben deutlich gesünder und zahlen damit auch länger Beiträge in die Versicherungssysteme, da sie ja auch als Pensionisten noch Beiträge zu den Krankenversicherungen bezahlen.

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