Der intellektuelle Abbau

06. Demenz und Alzheimer

Eine zunehmende Herausforderung in der medizinischen und pflegerischen Versorgung alter und hochbetagter Menschen stellt das Themenfeld des intellektuellen Abbaus dar, das ganz verschiedene Formen und Krankheitsbilder zeigen kann. Eine Demenz (lat. dementia "ohne Geist") ist ein Defizit in kognitiven, emotionalen und sozialen Fähigkeiten. Dieses Defizit geht fast immer, aber nicht ausschließlich mit einer diagnostizierbaren Erkrankung des Gehirns einher.

Betroffen sind vor allem das Kurzzeitgedächtnis, das Denkvermögen, die Sprache und die Motorik, bei einigen Formen auch die Persönlichkeitsstruktur. Maßgeblich ist der Verlust bereits erworbener Fähigkeiten. Heute sind verschiedene, aber nicht alle Ursachen von Demenzen geklärt, und einige Formen können in einem gewissen Umfang behandelt werden. So können zum Beispiel die Symptome im Anfangsstadium einer Demenz verzögert werden.

Demenzen - ein heterogenes Erkrankungsbild
Die Medizin kennt mehrere Formen der Demenz, denen verschiedene krankhafte Prozesse zugrunde liegen können. Prinzipiell können viele Veränderungen im Gehirn das Bild einer Demenz hervorrufen. Demenz ist daher ein Überbegriff für eine Reihe von Erkrankungen, die eine ursprünglich normale geistige Leistungsfähigkeit anhaltend abbauen.

Stoffwechselstörungen (zum Beispiel Vitamin-B12-Mangel; Schilddrüsenerkrankungen), chronische Vergiftungen (Alkoholismus), raumfordernde Prozesse im Gehirn (Gehirntumore) sowie Infektionen des Gehirns können ebenfalls zu einer Demenz führen. Lässt sich eine solche Ursache ausmachen, ist die Demenz häufig behandelbar. In vielen Fällen sind mehrere Ursachen an der Entstehung einer Demenz beteiligt. So führen Volkskrankheiten wie erhöhter Blutdruck oder Diabetes mellitus zu einer Verschlechterung einer bestehenden Demenz bzw. rufen diese durch Hirngefäßschädigungen mit hervor.

Alzheimer als häufigste Form
Die am häufigsten auftretende Form der Demenz, aber bei weitem nicht die einzige, ist die Alzheimer-Krankheit. Etwa 60 Prozent aller Demenzpatienten leiden unter einer Alzheimer Demenz. Sie wurde 1906 von dem deutschen Neuropsychiater und Neuropathologen Alois Alzheimer beschrieben und später nach ihm benannt. Bei der Alzheimer-Krankheit wird die Funktion der Nervenzellen durch krankhafte Eiweiße gehemmt. Dies führt in den Hirnregionen, die für die Merkfähigkeit verantwortlich sind, zu einem Mangel an dem aktivierenden Botenstoff Acetylcholin. Die genauen Ursachen des Morbus Alzheimer sind noch nicht völlig erforscht.

Rund 30 Prozent aller Demenzpatienten leiden unter einer Lewy-Body-Demenz. Dabei werden Teile des Gehirns durch Ablagerungen kleiner Eiweißkörperchen - so genannte Lewy-Bodies - geschädigt.

Typischer Verlauf
Am Anfang der Erkrankung stehen Störungen des Kurzzeitgedächtnisses und der Merkfähigkeit, im weiteren Verlauf verschwinden auch bereits eingeprägte Inhalte des Langzeitgedächtnisses, so dass die Betroffenen zunehmend die während ihres Lebens erworbenen Fähigkeiten und Fertigkeiten verlieren.
Wenn die Demenz fortschreitet, treten weitere Störungen der Hirnfunktion hinzu, wie zum Beispiel Wortfindungsstörungen, Rechenstörungen und Störungen der Raumwahrnehmung, so dass sich die Betroffenen häufig verlaufen, besonders wenn in der ihnen über Jahrzehnte geläufigen Umgebung bauliche Veränderungen stattfinden. Im weit fortgeschrittenen Stadium erkennen die Betroffenen schließlich auch ihre engsten Angehörigen kaum mehr. Die Patienten werden völlig apathisch, bettlägerig und inkontinent.

Wirkstoffe gegen Alzheimer
Seit einigen Jahren stehen Medikamente gegen Demenz zur Verfügung (Antidementiva). Zum einen handelt es sich um zentral wirksame Cholinergica (Cholinesterasehemmer) wie Donepezil, Galantamin oder Rivastigmin, zum anderen um Memantin. Dabei zeigt die klinische Erfahrung, dass auf der einen Seite manche Patienten sehr gut von den Medikamenten profitieren, andere überhaupt nicht. Heilbar ist die Demenz derzeit nicht. Sie kann aber in vielen Fällen in ihrem Verlauf einige Jahre aufgehalten werden, wenn sie frühzeitig erkannt und behandelt wird.

Genaue Diagnose wichtig
Da eine Demenz auf ganz verschiedenen Ursachen beruhen kann, ist für die Therapie die Klärung der Unterscheidungsmerkmale sehr wichtig. Im Vorfeld einer Demenz sind oft psychische Störungen zu beobachten, die häufig kaum von denen einer Depression unterschieden werden können, wie zum Beispiel Verlust von Interessen und Eigeninitiative, Reizbarkeit, Gefühl der Überforderung, Verlust der affektiven Schwingungsfähigkeit, depressive Verstimmungen. Nicht selten bekommen Demenzpatienten deshalb auch Psychopharmaka verschreiben, die oft bei Fortschreiten der Krankheit allerdings nicht mehr abgesetzt werden und mit anderen Arzneimitteln zu unerwünschten Interaktionen führen können.

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