06. Die Beschwerdebilder

29. September 2010, 00:35

Frauen mit Wirbelsäulenproblemen und Rückenleiden sind meist asthenische Frauen mit einem Hang zur Perfektion. Sie wollen es allen recht und alles richtig machen, weil sie Liebesentzug fürchten, sagt Prof. Hans Tilscher. Diese Frauen liegen nicht selten in der Nacht wach. Planen bereits die Strategien für den nächsten Tag. Dadurch resultiert natürlich eine gewisse Müdigkeit am nächsten Tag. Dieser "Typ" von Frau hat bereits jahrelang viele Ärzte oder Therapeuten aufgesucht - jedoch ohne Heilungserfolg.

Die Folge: diese Frauen resignieren und leben mit den Schmerzen. Durch die Chronifizierung dieser Schmerzen, also der ständigen Schmerzsignalübermittlung im Gehirn, kommt es zu einem pausenlosen Verbrauch an Überträger-Substanzen. Vor allem der Spiegel des Serotonins ist davon betroffen. Es kommt zu einer Verarmung an Serotonin - dies kann vegetative Beschwerden auslösen.

Vegetative Beschwerdebilder

Die andauernden Schmerzen bewirken, dass Frauen plötzlich kalte Hände, Magenbeschwerden, Migräne und Schlafstörungen haben. Und aus all dem bildet sich der Zustand einer Depression. Die betroffenen Frauen wollen aber nicht, dass man diese Depression erkennt, denn mit einer Depression ist man in der Hierarchie in unserer Gesellschaft an letzter Stelle. Deshalb wird die Depression nicht als Depression bezeichnet, sondern als Kopfschmerz oder Migräne. Man spricht vom labilen Blutdruck, von Kreislaufbeschwerden.

Im Fachjargon nennt man dies eine "lavierte" Depression. Ab 40 kommen hormonelle Umstellungen dazu, die auch das Vegetativum belasten. Es handelt sich bei einer großen Zahl dieser Frauen, die ja noch berufstätig sind, um Zustände, die eigentlich einer schweren Krankheit gleichzusetzen sind, sagt Prof. Tilscher. Diese Frauen müssten eigentlich dringend stationär aufgenommen werden.

Oft wird in Verbindung mit diesen chronischen Schmerzen von Fibromyalgie gesprochen. Also von einer chronischen Schmerzerkrankung. Das ist laut Prof. Tilscher ein unglücklich gewählter Begriff. Er bezeichnet dies lieber als Panalgesoie (Ganzkörperschmerz), weil es diesen Frauen quasi "überall weh tut", weil ihre Schmerzschwelle gesenkt ist.