Der weibliche Umgang mit dem Schmerz

07. Der Schmerz im Rücken

Laut Österreichischer Schmerzgesellschaft haben internationale Studien ergeben, dass Frauen eine niedrigere Schmerzschwelle als Männer haben. Außerdem können sie Schmerzarten besser unterscheiden als Männer, so Univ.-Prof. Dr. Hans Tilscher. Die moderne Schmerzforschung hat darüber hinaus inzwischen belegt, dass Frauen häufiger unter Schmerzen leiden als Männer. Sie haben auch öfter starke und chronische Schmerzen.

Frauen sprechen mehr über ihre Schmerzen, das vermeintlich starke Geschlecht hingegen versucht diese zu ignorieren. Darüber hinaus haben Studien gezeigt, dass Ärzte die Schmerzen von Männern eher ernst nehmen als die von Frauen und sie daher männliche Patienten entsprechend besser behandeln.

Frauen leiden öfter und stärker unter Schmerzen

Da Frauen schmerzempfindlicher sind als Männer, haben sie einerseits ein erhöhtes Risiko, chronische Schmerzen zu entwickeln und benötigen daneben höhere Dosen an Schmerzmitteln, um sich von den Schmerzen zu befreien. Einige der Unterschiede zwischen den Geschlechtern können unter anderem mit dem Hormonsystem erklärt werden.

Denn Östrogene steigern die Aktivität des Nervensystems und verstärken die Weiterleitung schmerzhafter Impulse. Testosteron wirkt dagegen eher dämpfend. Experten der Österreichischen Schmerzgesellschaft fordern daher, dass die hohe Schmerzempfindlichkeit von Frauen in der Schmerztherapie mehr berücksichtigt wird.

Rückenproblem ist nicht gleich Schmerz
Studien haben ergeben, dass das Ausmaß der physikalischen Schäden an der Wirbelsäule nicht zwingend mit der Stärke der empfundenen Schmerzen und Einschränkung der Lebensqualität oder Arbeitsfähigkeit einhergeht. Das heißt, ein Patient mit Rückenschmerzen kann zwar bei den orthopädischen Untersuchungen nur geringe "Auffälligkeiten" aufweisen, dennoch aber starke Schmerzempfindungen haben. Und umgekehrt. Trotz massiver mechanischer Auffälligkeiten oder Verletzungen im Rücken treten kaum oder sogar keine Schmerzen auf.

Das Ausmaß der objektivierbaren orthopädischen Veränderungen geht somit nicht automatisch mit der Schmerzwahrnehmung einher. Der Grund dafür liegt in biochemischen Vorgängen, die für die Schmerzwahrnehmung und Schmerzverarbeitung im Rücken und Gehirn zuständig sind. Diese durch Botenstoffe (Neurotransmitter) vermittelte Vorgänge der Schmerzwahrnehmung und Schmerzverarbeitung ("Schmerzgedächtnis") sind ganz wesentlich durch psychologische Prozesse beeinflusst.

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