So funktionieren die Salzburger Festspiele

Hinter dem eisernen Vorhang

Theater, Oper, Heavy Metal - Klaus Kretschmers große Leidenschaften. Hauptberuflich sorgt er dafür, dass auf den Bühnen der Salzburger Festspiele etwas zu sehen ist, wenn der Vorhang hochgeht. Klaus Kretschmer ist Technischer Direktor des Festivals. Er setzt Visionen in die Tat um.

Sein Büro wirkt aufgeräumt, ein ovales Glastischchen steht für Gespräche bereit. Hier wird koordiniert, wovon die Besucher der Salzburger Festspiele möglichst nichts bemerken sollen: Ungefähr 400 technische Mitarbeiter arbeiten bei den Festspielen hinter der Bühne. 110 von ihnen sind allein während einer Vorstellung im Großen Festspielhaus hinter den Kulissen dafür zuständig, dass die Aufführung reibungslos abläuft.

"Die Festspielbühnen werden den ganzen Tag über genutzt", erzählt Kretschmer, "zum Beispiel für Akustik-, Technik- und Beleuchtungsproben." Das bedeutet ständige Umbauten: "Bevor ein Orchesterkonzert im Großen Festspielhaus stattfindet, wird für Proben immer wieder die Konzertkonfiguration aufgebaut - etwa 50 Mal in 40 Tagen. Denn zwischendurch muss die Bühne des Großen Festspielhauses für den 'Jedermann' umgebaut werden - für den Fall, dass es regnet."

Kretschmer wirkt ruhig und besonnen. Dass dieser Tage eine große Last auf ihm ruht, merkt man nicht. Für das zu koordinierende Geschehen hinter der Bühne gilt: Vieles sieht leicht aus - und ist doch harte Arbeit. "35 Tonnen wiegt der Bühnenaufbau von 'Moïse et Pharaon'", erzählt Kretschmer. "Jeden Tag muss dieser Aufbau zerlegt werden. Wir haben dazu eineinhalb Stunden Zeit. Die große Aufgabe besteht aber darin, alles wieder so zusammenzubauen, dass es wirkt wie aus einem Guss."

Seit der Saison 1990/91 ist Kretschmer Technischer Direktor in Salzburg. Er strebt nach dem Höchsten: "Die Festspiele sind erfunden worden, um das Bestmögliche zu erreichen, die letzten drei Prozent zur Perfektion zu ermöglichen. Wir hören nie bei 97 Prozent auf; in die letzten drei Prozent fließt sehr viel Energie."

Der komplizierteste Umbau war jener von "Al gran sole" auf "Armida", erzählt Kretschmer: "36 Stunden haben meine Kollegen in der Felsenreitschule durchgearbeitet. Das war natürlich nur möglich, weil die Teams der anderen Festspielbühnen die Mannschaft der Felsenreitschule verstärkt haben. Theater ist eben ein Teamsport."