Finno-ugristische Sprachkultur mit russischen Einflüssen

Wepsisch

Wissen aktuell, Erstaustrahlung 3. Oktober 2008

Wepsisch gehört zum ostseefinnischen Teil der finno-ugrischen Sprachen und wird heute von nur noch 12.500 Personen gesprochen, die nordöstlich von St. Petersburg leben. Zum Vergleich: Vor 80 Jahren waren es noch mehr als 32.000 Personen.

Literarische Traditionen sind nur schwach ausgeprägt

Die Zahl der Wepsisch-Sprecher ist Ende der 1930 Jahre schlagartig gesunken: Zum einen wegen Änderungen in der sowjetischen Minderheitenpolitik, zum anderen verschlechterten sich die Verhältnisse zu Finnland. Nach Ende des 2. Weltkrieges kam es außerdem zu Zwangsumsiedelungen der Wepsen. Als einzige der ostseefinnischen Sprachen verfügt das Wepsische über keine gebundene Lieddichtung. Auch andere literarische Traditionen sind nur sehr schwach ausgeprägt. Das von den Wepsen produzierte Schrifttum beschränkt sich auf rund 30 Bücher, großteils sind das Schul- und Lesebücher sowie übersetzte literarische Werke.

Die wepsische Folklore – vor allem Klagelieder, Zaubersprüche und Sprichwörter - wurde stark vom Russischen beeinflusst. Dennoch wird das Wepsische in Lateinschrift zu Papier gebracht. In jüngster Zeit werden bei der Schaffung notwendiger Terminologie Anleihen beim Finnischen und Estnischen genommen. Damit will man sich bewusst vom Russischen abgrenzen.

Hör-Tipp
Radio Day of European Cultures, Sonntag, 18. Oktober 2009
Mehr dazu in oe1.ORF.at

Buch-Tipps
"Wieser Enzyklopädie des europäischen Ostens - Lexikon der Sprachen des europäischen Ostens", Klagenfurt/Celovec

"Wieser Enzyklopädie - Sprachen des europäischen Westens, Bde. I, II", Klagenfurt/Celovec

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