Stephanie Molds Sieger-Projekt

Dialogue Piece - Moldversion

Heute besuche ich Stephanie Mold. Sie sitzt inmitten lauter weißer Boxen auf dem Boden und versucht sich selbst aus Plastilin zu formen.

"Ich mache oft Boxen.", meint sie, "diesmal war sogar genug Budget da, um die Boxen bei einem Tischler extra für die Ausstellung bauen zu lassen. Schau sie dir an, wie schön sie sind und so sauber. Lauter kleine white cubes."

"Magst du einen Kaffee?", fragt sie mich. Ich nicke.

"Um was geht es bei dir noch mal?", fragt mich Stephanie Mold, "du willst alle Teilnehmer besuchen oder so." Hach, alle fragen immer wieder um was es mir geht, schön langsam wird das nervig. Sich immer rechtfertigen zu müssen. Stephanie Mold wartet gar nicht auf meine Erklärung, sondern redet munter weiter: "Da gibt es eine Arbeit, Dialogue Piece von Lee Lozano. Die hat das bereits in den 60ern gemacht. Also andere Künstler zu Gesprächen eingeladen."

"Ich kenne die Arbeit, ich bin im Zuge meiner Recherchen für die 5020 Ausstellung auf sie gestoßen. Ich nehme sogar in meinem Titel dazu Bezug: dialogue piece - moldversion." So ist das nicht, sagt mir meine innere Stimme. Du führst mich jetzt nicht aufs Glatteis. Ich kenne mich schon aus, meine Liebe. Ich hole kurz Luft: "Der Ansatz ist ähnlich: Das Projekt als Impuls zur Herstellung zwischenmenschlicher Situationen und Kommunikationen zu nutzen, den Versuch gelebte in
ausgestellte Welt zu transferieren."

"Transformieren.", bessert mich Stephanie Mold aus.

Sie macht einen Schluck vom Kaffee, stimmt schon, nur weil wer bereits die gleiche Idee hatte, heißt das noch lange nicht, dass das Ergebnis gleich wird, von so was dürfte man sich nicht abschrecken lassen. Das wäre ja so, als ob sie keine Schaukästen mehr bauen dürfe, nur weil das wer anderer vielleicht auch schon gemacht hat.

Ich nehme ebenfalls einen Schluck vom Kaffee, eine ganze Familie könnte man mit einer Tasse von diesem Kaffee wach kriegen.

"Wobei, im Gegensatz zu Lozano geht es bei meinem dialogue piece auch um Selbstanalysen und um ein ängstliches Kreisen um die eigene Kunsthaftigkeit. Bei jedem Treffen setze ich mich ja quasi ein Stück aus, hinterfrage mein Schaffen."

„Jaja.“, meint Stephanie Mold: Qualität komme nun mal von Qual. Da könne sie auch ein Lied davon singen. Stephanie Mold sieht trotz ihres Mörderkaffees ziemlich müde aus.

"Soll ich dir helfen?", frage ich sie. Ich setze mich zu ihr auf den Boden. "Ach das wäre sehr nett.", antwortet sie. Sie wisse sowieso nicht, wie sie das schaffen solle. Und dann schlägt sie vor: "Du könntest mich zum Beispiel in Plastilin formen, es ist irgendwie eigenartig sich selbst zu bauen."