von Krok & Petschinka
Blackwater Redux
"Blackwater Worldwide" wird auch als Schattenarmee der USA bezeichnet. Petschinka hat eine Firma porträtiert, die "Blackwater" sein könnte. Kein Auftrag, der das Callcenter erreicht, scheint für den Anbieter sensibler und delikater Dienste unerfüllbar.
8. April 2017, 21:58
... Sie wollen diese Leute jagen? ...
Spätestens seit Februar 2004 ist bekannt, dass die USA den Irak-Krieg auch mit Hilfe privater Militärdienstleister führen. Damals wurden vier Mitarbeiter der Firma "Blackwater" in Falludschah gelyncht und ihre Leichen an einer Brücke aufgehängt. Ein Vergeltungsschlag der regulären US-Armee auf die Stadt folgte und Tausende wurden getötet. Im September 2007 stand "Blackwater" erneut im Mittelpunkt des Interesses: Sicherheitskräfte der "Söldnerfirma" hatten in Bagdad wegen vermeintlicher Gefährdung eines amerikanischen Konvois 17 Zivilisten erschossen. Plausible Gründe für das Blutbad fand man nicht, aber die Täter haben wohl keine rechtlichen Folgen zu erwarten, sie genießen de facto Immunität.
Die Firma mit Sitz in der Puddin Ridge Road, Moyock, North Carolina, gilt als die erfolgreichste der Branche. Ihr Unternehmensgebiet: "Militärische Dienstleistungen" und "Operationen" aller Art. "Blackwater Worldwide" operiert im Iran, in Darfur und war auch im überfluteten New Orleans zur Stelle.
Man beschäftigt 2.300 Söldner, kann im Notfall auf mehr als 20.000 Männer zurückgreifen, verfügt über eine Flugzeugflotte, über Kampfhubschrauber und über ein 7.000 Hektar großes Trainingsgelände. Blackwater lebt von der Privatisierung des Krieges - und verdient nicht schlecht dabei. Eines fürchtet der Branchenführer aber wie die Pest: Öffentlichkeit.
Kein Auftrag unerfüllbar
Das war auch mit ein Grund, weshalb der zuletzt vielfach ausgezeichnete Hörspielmacher und Radiokünstler Petschinka dokumentarische Fundstücke aus dem Internet dem fiktiven Alltag im Callcenter einer Agentur gegenübergestellt hat. Er hat in "Blackwater Redux. Konzert für Stimmen und Registrierkassa" eine Firma, die Blackwater sein könnte, auf seine Art porträtiert. Kein Auftrag scheint für die Agentur, die sensible und delikate Dienste anbietet, unerfüllbar. Und weder Recht noch Strafgesetzbuch kann die "Agentur" daran hindern, Indianer abzuknallen, Selbstmordattentäter zu engagieren und mit Hundestaffeln gegen Demonstranten vorzugehen.
Ethik kennt der medienscheue Firmengründer Erik Prince wohl nur im Hinblick auf seine Heimat, wenn er sagt, "I'm an American, and I'm working for America".
Zum Autor
Eberhard Petschinka, geboren 1953, lebt in Wien. Schriftsteller, Maler, Autor und Regisseur zahlreicher Radiostücke. Sein Hörspiel "Krok" wurde 1995 mit dem Prix Futura ausgezeichnet; "Rafael Sanchez erzählt 'Spiel mir das Lied vom Tod'" (1999) erhielt den Hörspielpreis der Kriegsblinden und den Premios Ondas in Barcelona. Sein Theaterstück "Blutiger Ernst" wurde 2001 am Burgtheater in Wien uraufgeführt.
Mit seiner Papstsatire "Santo Subito" (MDR/ORF 2007) gewann Petschinka 2007 den Prix Europa für das "beste europäische Hörspiel des Jahres" und 2008 den weltweit angesehenen Prix Italia. 2009 wurde Petschinka für sein Lebenswerk mit dem Günter-Eich-Preis ausgezeichnet.
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