Kreutzersonate

Peter Matic las aus Tolstois Erzählung "Die Kreutzersonate", die von einem Eifersuchtsdrama, das durch Beethovens Musikstück ausgelöst wird, berichtet. Das Merlin Ensemble Wien interpretierte dazu Beethovens aber auch Janáčeks Version.

Für den großen mährischen Komponisten Leoš Janáček war Russland so etwas wie das Gelobte Land - Sprache und Dichtung dieses Landes begeisterten ihn sehr, die russische Geisteswelt war für ihn bestimmt. Für eine Tolstoi-Feier komponierte Janáček ein Klaviertrio, inspiriert durch Tolstois Erzählung "Die Kreutzersonate", die in einer Art Beichte während einer Eisenbahnfahrt von einem tödlichen Eifersuchtsdrama, das von Beethovens "Kreutzersonate" ausgelöst wird, berichtet.

Zusammen mit Beethovens "Kreutzersonate" und einer Tolstoi-Rezitation wurde das Klaviertrio am 2. April 1909 in Brünn erstmals gespielt. Das Werk ist verschollen. Janáčeks Erstes Streichquartett, 1923 komponiert, trägt ebenfalls den Hinweis angeregt durch Lew Nikolajewitsch Tolstois "Kreutzersonate". Inwieweit das Klaviertrio in das Erste Streichquartett aufgegangen ist, gehen die Meinungen auseinander. Neuere Forschungen vermuten einen innigeren Zusammenhang.

Der Pianist und Komponist Till Alexander Körber, der eine Klaviertriofassung erstellt hat, notiert dazu: "Bei dem heute erklingenden Werk handelt es sich um eine Bearbeitung des Streichquartetts für die Besetzung eines Klaviertrios. Legitimiert wird dieser Versuch auch durch den Umstand, dass Janáček oft außerordentlich lange um eine endgültige Werkgestalt rang, somit sein Streichquartett in seiner thematisch-formalen Anlage als mögliche Ausformung letzter Hand für das verschollene Trio gelten könnte.

Janáček improvisierte während des Kompositionsprozesses immer wieder ausgiebig am Klavier, auch bei der Entstehung von Werken, in welchen das Klavier nicht beteiligt ist. So sind auch beim Quartett weite Passagen problemlos auf einen Klaviersatz zurückzuführen, der einer improvisierenden Hand gleichsam in die Finger hätte kommen können. Ein weiteres Hilfsmittel für die Erstellung der Triofassung waren für mich die etwa gleichzeitig mit dem einstigen Trio entstandenen Werke für ein Streichinstrument und Klavier (Sonate und Pohádka). Das bei diesen Werken zu beobachtende Wechselspiel zwischen Saiten- und Tasteninstrument sollte in ähnlicher Form auch die Bearbeitung der "Kreutzersonate" bestimmen."

Beethoven widmete die Druckausgabe seiner Violinsonate A-Dur, op. 47 dem Geiger Rodolphe Kreutzer, komponiert freilich hatte er das Werk für den englischen Geiger George Bridgetower, einen Mulatten, der kurze Zeit in Wien gastierte und mit dem Beethoven die Violinsonate A-Dur 1803 erstmals aufführte. Diese Sonate verband Beethoven, Tolstoi und Janáček zu einem Dreigestirn und inspirierte zu Werken über die Macht und Wirkung der Musik.

Text: Hermann Beil

"Kreutzersonate" - Peter Matic & Merlin Ensemble Wien
Freitag, 22. Februar 2008
20:00 Uhr
Großer Sendesaal

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