Winterreise - Mirkovič-De Ro & Loibner

21. August 2018, 21:46

In Wien zu Schuberts Zeit war die Drehleier Teil einer vorstädtischen Tanz- und Alltagskultur, die sich musikalisch schon von ihr wegentwickelte. Nachdem es Ende des 18. Jahrhunderts noch möglich war in Wien die "Leyer" in höfischer Tanzmusik zu zitieren2, übernahm nun auch die Vorstädtische Tanzmusik "moderne" Kompositionsstile, weg von der dörflich inspirierten Musik der "Linzer Geiger" hin zum klassisch geschulten "Wiener Walzer".

Die Drehleier wurde auf verschiedene Art verwendet: Als Tanzmusik-Instrument, zur Liedbegleitung und, wie heute etwa Violine oder Akkordeon, zur Unterstützung des Bettelns. Müllers "Leiermann" könnte also ebenso ein gealterter, brotlos gewordener "Lyrant" sein - so bezeichnete man die reisenden dörflichen Musiker - aber ebenso gut einer jener "Savoyarden" die, vom Hunger aus den kargen Alpentälern getriebenen, das Instrument im wesentlichen zur Unterstützung der Bettelei nützten und denen Goethe und Beethoven mit "Marmotte" ein romantisches Denkmal setzen.

Text: Simon Wascher

Der Leiermann

Die Verbindung von Schuberts "Winterreise" zur Drehleier entstand durch den "Leiermann", der im letzten Lied des Zyklus als Sinnbild für den Tod verstanden werden kann. In der Fassung der "Winterreise" für Stimme und Drehleier entwickeln die Texte von Wilhelm Müller eine große Intensität.

Durch die karge, auf das Wesentliche und Mögliche reduzierte Begleitung der Drehleier erhält die Stimme Raum für eine unpathetisch berührende Interpretation. Das intime Zusammenspiel von Nataša Mirković-De Ro und Leiermann Matthias Loibner bringt dem Zuhörer die innewohnende Sehnsucht der 24 Lieder ergreifend nahe.

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