Opernwerkstatt: Florian Boesch
Er geht seinen Weg konsequent und ohne jede Effekthascherei: Florian Boesch, ein interessanter Bariton, der drauf und dran ist, in die erste Reihe des internationalen Musiktheaters vorzustoßen, zu Gast bei Peter Dusek.
21. August 2018, 21:46
Bei den Salzburger Festspielen war Florian Boesch heuer in der neuen "Così fan tutte"-Produktion ein ganz und gar unkonventioneller Guglielmo, zuvor sang er im Theater an der Wien zwei Händel-Produktionen, die bei Publikum und Presse ganz besonders gut ankamen und seinen Ruf als Spezialisten für Barock-Musik verstärkten. Nikolaus Harnoncourt holt ihn immer öfter zur Styriarte nach Graz und als Liedersänger ist er regelmäßig Gast bei der Schubertiade in Hohenems.
Florian Boesch ist auch international viel gefragt: in Moskau ist er immer wieder als Papageno angesetzt - ebenso wie in Tokio oder Los Angeles. Außerdem tritt er in Spanien, Frankreich und Italien auf und gibt Liederabende in der Wigmore-Hall in London oder beim Oxford-Liederfestival.
Der Bariton, der sich auch immer wieder mit Kompositionen lebender Komponisten auseinandergesetzt hat, entstammt einer Künstlerfamilie, die schon in der dritten Generation reüssiert: seine Großmutter, Ruthilde Boesch, war eine erfolgreiche Koloratur-Sopranistin der Wiener Staatsoper nach dem 2. Weltkrieg - als Lehrerin von Edita Gruberova ist sie bis heute populär geblieben. Der Vater von Florian Boesch ist Christian Boesch, der als Papageno und Wozzeck das Operngeschehen in den 70er und 80er Jahren maßgeblich mitgestaltete.
Florian Boesch wollte sich aber weder von seiner berühmten Großmutter noch von seinem erfolgreichen Vater unterrichten lassen. Sein Lebensmotto könnte lauten: Geh nie den bequemsten Weg! Und so begann er nach seinem Studium an der Wiener Musikuniversität in den 90er Jahren die ganz normale "Ochsentour": Er sang in Stuttgart und an der Wiener Volksoper, er scheute nicht die kleinsten Rollen und fiel in Bregenz in "Maskenball "als Matrose Silvano ebenso positiv auf wie als Gärtner Antonio in der "Le Nozze di Figaro"-Premiere bei den Salzburger Festspielen 2006 unter Nikolaus Harnoncourt (neben Bo Skovhus und Anna Netrebko). Nach der heurigen Così dürfte allerdings die Zeit endgültig vorbei sein, wo man Florian Boesch als vielversprechenden Sänger in kleine Rollen verpflichten konnte.
Text: Peter Dusek
Eine Veranstaltung in Kooperation mit "Die Furche".
Opernwerkstatt: Florian Boesch
Samstag, 21. November 2009
19:30 Uhr
Großer Sendesaal
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