Im Zeit-Raum: Nichts gelernt aus der Finanzkrise?
Wie entkommen wir der wachsenden Arbeitslosigkeit und der drohenden Staatsschuldenfalle? Johannes Kaup im Gespräch mit den Wirtschafts- und Finanzexperten Klaus Liebscher, Günter Robol, Stefan Gara und Klaus Gabriel im Großen Sendesaal.
21. August 2018, 21:46
Die weltweite Finanzkrise hat in drei zentralen Bereichen schwere Folgekrisen ausgelöst: eine Krise in der Realwirtschaft, eine Staatskrise und eine soziale Krise. Manches davon wurde bereits sichtbar. Doch die langfristigen Effekte werden viele Menschen ab 2010 und in den kommenden Jahren zu spüren bekommen. Nach den Auftragsrückgängen und dem Auslaufen der Kurzarbeits-Programme droht in vielen Branchen vermehrte Arbeitslosigkeit. Zudem drohen die Milliardenkredite zur Stützung vieler in Schieflage geratener Banken den Staat in eine Schuldenfalle zu stürzen, die die kommende Generation schwer belasten wird.
Die internationalen Institutionen und Notenbanken haben gravierende Fehler gemacht, wehren sich aber weiterhin gegen effektive Regulationen. Substantielle Reformen werden von Partikularinteressen einzelner Akteure verhindert. Der klassische ökonomische Wachstumsweg wird weiter fortgesetzt. Die Politik setzt mut- und ideenlos auf "Business as usual" und verkauft kleine Strohfeuer bereits als Aufschwung. Die Krisenzeit wird für Reformen in Richtung einer nachhaltigen und sozial ausgewogenen Wirtschaft nicht genützt. Wenn alles so weitergeht, droht der nächste Crash. Unser Wirtschaftsystem ist überkritisch geworden. Es hat ein großes Problem, das einer ebenso großen Lösung bedarf.
Wirtschaftsexperten fordern daher dringend einen "contingency plan". Dieser muss sich an der Frage orientieren: Was müssen wir heute tun, um das Eintreffen ökonomischer und sozialer Katastrophen zu verhindern, die bereits im Anmarsch sind? Diese Fragen diskutiert Johannes Kaup mit einer Runde ausgewiesener Finanz- und Wirtschaftsexperten.
Klaus Liebscher, von 1998 bis 2008 Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank und Mitglied des Rates und des Erweiterten Rates der Europäischen Zentralbank (EZB), ist seit 2008 Vorstandsmitglied der Finanzmarktbeteiligung Aktiengesellschaft (FIMBAG). Günter Robol ist Wirtschaftsprüfer und Finanzexperte. Von 1991 bis 1998 war er Vorstandschef der Price Waterhouse AG. Robol ist heute vor allem in den Bereichen Wirtschaftsprüfung, betriebswirtschaftliche Unternehmensführung und Insolvenzrecht als Berater, Sachverständiger und Gutachter tätig. Er hat langjährige Erfahrung in der Analyse und Bewertung von Unternehmen, sowie in der Beratung beim Kauf/Verkauf von Unternehmungen und bekleidet zahlreiche Aufsichtsratsfunktionen.
Stefan Gara ist Vorsitzender des renommierten Think Tanks "Föhrenbergkreis". Er engagiert sich seit langem für eine offene und zukunftsfähige Gesellschaft, die eine Balance zwischen Wirtschaft, Umwelt und sozialen Interessen sicherstellt. Der promovierte Physiker ist ein erfahrener Experte in Umwelt-, Energie- und Klimafragen. 1994 gründete er die ETA Umweltmanagement GmbH, ein Beratungsunternehmen für nachhaltige Entwicklung und Umweltorientierung.
Klaus Gabriel ist Sozial- und Wirtschaftsethiker an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien mit Forschungsschwerpunkt Ethik und Nachhaltigkeit des Finanzmarktes. Seit 2005 ist er Mitglied der Projektgruppe Ethisch-Ökologisches Rating an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main, seit 2007 Vorsitzender des Corporate Responsibility Interface Center (CRIC), einer Plattform für ethisch und nachhaltig orientierte Investor/innen.
Text: Johannes Kaup
Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Wiener Zeitung.
Im Zeit-Raum: Nichts gelernt aus der Finanzkrise? Wie entkommen wir der wachsenden Arbeitslosigkeit und der drohenden Staatsschuldenfalle?
Mittwoch, 9. Dezember 2009
18:30 Uhr
Großer Sendesaal
Link
Ticket Online
Übersicht
- Gespräche