lied lab 2010: hugo wolf festival
Das "lied lab 2010: hugo wolf festival" versteht sich als Kreativlabor und führt anlässlich des 150. Geburtstages von Hugo Wolf Liedgesang auf höchstem Niveau mit der Kunst der Visualisierung zusammen. Mit: Angelika Kirchschlager, Wolfgang Holzmair u.a.
21. August 2018, 21:46
Hugo Wolf gilt als zentraler Liedkomponist und Neuerer, wird aber im Musikleben der Gegenwart eher vernachlässigt. Auf Initiative von Bariton Wolfgang Holzmair, einem der weltweit profiliertesten Liedsänger und Hugo Wolf-Interpreten, und departure, der Förderstelle der Stadt Wien für die Kreativwirtschaft, werden an fünf Abenden Werke Hugo Wolfs von bedeutenden Liedinterpreten und -interpretinnen aufgeführt und von führenden österreichischen Visualisten und Visualistinnen live gestaltet.
Einstiegshilfe für junge Generation
Ausgangspunkt war die Idee, für große, aber als schwierig geltende kulturelle Leistungen wie das Kunstlied mithilfe des digitalen Bildes neue Zugänge zu erarbeiten, zumal in Wien ambitionierte Szenen von Visualisten und Visualistinnen entstanden sind. So bietet die digitale Visualisierung fast unendliche Möglichkeiten, Menschen unterschiedlichen Bildungsniveaus, aber insbesondere jüngere Generationen für anspruchsvolle Musik zu begeistern. Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Niemand muss Lieder ständig in visualisierter Form "konsumieren" - es geht um spannende Einstiegshilfen, die überhaupt erst den Anreiz schaffen, sich mit dem Kunstlied zu beschäftigen.
Musikalische Inspiration in der Melodie der Sprache
Doch auch Kenner/innen sollten auf ihre Rechnung kommen, bilden sich doch bei konsequenter, "laborartiger" Beschäftigung mit dem Thema neuartige Kunstformen heraus, die das kulturelle Spektrum erweitern und bereichern. Wolfgang Holzmair, der das Festival musikalisch kuratiert und zuletzt mit einer vielgerühmten, von der Londoner Wigmore Hall herausgegebenen Wolf-CD (Mörike-Lieder) mit Pianistin Imogen Cooper hervortrat, über den Komponisten:
"Lieder von Hugo Wolf sind für jeden Interpreten nicht nur eine große Bereicherung, sondern auch eine Herausforderung, gilt doch Wolf immer noch als Spezialfall, ja sogar schwierig. Das Ausmaß, in dem er seine musikalische Inspiration in der Melodie der Sprache findet, ist fast ohne seinesgleichen. Von Wolf wird gesagt, er habe bei Spaziergängen in der Natur Gedichte rezitiert, um sie auch wirklich zu beherrschen. Ausführende von Wolfs Musik - einschließlich der Pianisten (der Ausdruck Klavierbegleiter würde den Anforderungen bei Wolf nicht gerecht) - wären gut beraten, gleichermaßen vorzugehen.
Es gibt natürlich zahlreiche wunderbare Melodien bei Wolf, und in einigen Fällen sogar richtige Ohrwürmer, aber die Regel sind Notenfolgen wie bei einem Rezitativ, in das sich nur bei intimer Vertrautheit mit den Gedichten Leben bringen lässt - es ist Aufgabe des Interpreten, daraus Musik zu gestalten, die direkt mit dem Publikum kommuniziert und es berührt. Im Einklang mit dem Prinzip, dass Liedgesang gleichbedeutend mit dem Erzählen von Gedichten ist, werden Sänger von Wolf-Liedern mit einer wunderbaren künstlerischen Aufgabe betraut, die - um darin wirklich erfolgreich zu sein - auch einen entscheidenden Beitrag vom Pianisten verlangt, in einigen Fällen dient der Klavierpart nur der Unterstützung des Liedsängers, in anderen wird das Klavier zum Mittelpunkt, gibt Kommentare ab oder macht hörbar, was zwischen den Zeilen steht."
Die Protagonist/innen
Das Festival präsentiert herausragende österreichische bzw. in Österreich lebende Interpreten und Interpretinnen des Liedgesangs, denen die Liedkunst Hugo Wolfs ein besonderes Anliegen ist. Das Eröffnungskonzert am 12. März bestreiten Angelika Kirchschlager und Wolfgang Holzmair mit Mörike-Liedern (Visualisierung Victoria Coeln). Wie Holzmair tritt auch Kirchschlager in ihren Liederabenden in den wichtigsten Konzertsälen der Welt konsequent und mit Leidenschaft für den Liedkomponisten Hugo Wolf ein, dem sie kürzlich auch eine eigene, vielgepriesene CD widmete. Am 13. März folgen Lieder nach Michelangelo, Eichendorff, Heine, Keller und anderen Dichtern mit Birgid Steinberger, Hermine Haselböck, Bernhard Berchtold und Florian Boesch (Visualisierung Claudia Rohrmoser).Am 14. das Italienische Liederbuch mit Michaela Selinger und Holzmair (Visualisierung Timo Novotny) und am 19. Das Spanische Liederbuch mit Steinberger, Selinger und Holzmair (Visualisierung sound:frame lab). Im Schlusskonzert am 21. März werden Goethe-Lieder von Haselböck, Berchtold und Boesch gestaltet (Visualisierung LIA ). Pianist aller fünf Abende ist Russell Ryan. Eine Entdeckungsreise in die spannende Welt des Liedes beginnt.
Text: Christoph Thun-Hohenstein
In Kooperation mit departure, der Förderstelle der Stadt Wien für die Kreativwirtschaft.
lied lab 2010: hugo wolf festival
Freitag, 12. März 2010
Eröffnungskonzert: Lieder nach Eduard Mörike
Mit: Angelika Kirchschlager (Mezzo) und Wolfgang Holzmair (Bariton). Visualisierung: Victoria Coeln
Samstag, 13. März 2010
Lieder nach Heinrich Heine, Lord Byron, Joseph von Eichendorff, Gottfried Keller, Niklaus Lenau und Michelangelo. Mit: Florian Boesch (Bariton), Bernhard Berchtold (Tenor), Hermine Haselböck (Mezzo) und Birgid Steinberger (Sopran). Visualisierung: Claudia Rohrmoser.
Sonntag, 14. März 2010
Italienisches Liederbuch
Mit: Wolfgang Holzmair (Bariton) und Michaela Selinger (Mezzo). Visualisierung: Timo Novotny
Freitag, 19. März 2010
Spanisches Liederbuch
Weltliche Lieder mit: Birgid Steinberger (Sopran), Wolfgang Holzmair (Bariton). Geistliche Lieder mit: Michaela Selinger (Mezzo) und Wolfgang Holzmair (Bariton). Visualisierung: sound:frame lab.
Sonntag, 21. März 2010
Lieder nach Johann Wolfgang von Goethe
Mit: Florian Boesch (Bariton), Bernhard Berchtold (Tenor) und Hermine Haselböck (Mezzo). Visualisierung: LIA.
Immer 19:30 Uhr
Großer Sendesaal
Link
Departure
Übersicht
- Musik