Ausstellungsführung durch das Kunsthaus Bregenz

Reine und gemischte Zustände bei Gottfried Bechtold

Bei einer exklusiven Führung mit Ö1 Club-Mitgliedern durch seine umfangreiche Einzelausstellung im Kunsthaus Bregenz erzählte Gottfried Bechtold von seiner Leidenschaft für den Widerspruch, den Exzess und die Technik.

Wie viel Zeit möchten die Besucher und Besucherinnen mit ihm im Kunsthaus verbringen, wollte Gottfried Bechtold bei der exklusiven Führung durch seine Ausstellung gleich zu anfangs wissen: “Wir können anschließend auch gerne noch in mein Atelier hier in Bregenz gehen, um uns einige Auftragswerke anzusehen!"

Ein Angebot, das die Ö1 Club-Mitglieder sehr gerne angenommen haben, um dadurch noch mehr über die Arbeits- und Gedankenwelt des Künstlers zu erfahren, der nur äußerst selten persönliche Führungen macht.

Material gewordener Widerspruch

Den Auftakt der Ausstellung bildete das neue Skulpturenensemble "Elf Elf" von 2006 auf dem Vorplatz des Kunsthauses, wo auch die Führung gestartet ist. Der Porsche, eigentlich ein Symbol für Geschwindigkeit und Mobilität, steht mit 16.100 Kilo behäbig und reglos vor dem Betrachter. "Ich bin ein Technik-Freak", gesteht Gottfried Bechtold, wenn er im Detail beschreibt, mit wie viel technischem Aufwand und Know-how die Realisierung seiner Ideen verbunden ist.

Der Crash-Porsche im Erdgeschoss zeigte den originalen Porsche-Carrera-S-997-Prototyp, der als Gussmodell für die Betonporsches diente. Allerdings in stark komprimierter Form. "Theoretisch können Sie mit dem Auto 300 km/h fahren, wenn Sie es in die richtige Form bringen. Der Schlüssel steckt noch drinnen", lächelte Bechtold süffisant.

Dass er selbst gerne immer wieder mit 300 Sachen auf der Autobahn dahin rast, konnte man dann so nebenbei erfahren. Erschrocken hat eine Teilnehmerin gefragt, wo er das denn täte. "Bei Lindau, auf der deutschen Autobahn, da darf man das ja", hat Bechtold geantwortet, sichtlich erfreut.

Zeit und Geduld

Bei seiner Arbeit als Künstler gilt allerdings laut Bechtold diese Devise: "Ich bin effizient, weil ich nicht hudle." Den Beweis dafür hat er den Ö1 Club-Mitgliedern mit den Standbildern im ersten Stock und mit den Arbeiten der Serie weiblicher Holzfiguren im zweiten Stockwerk gezeigt.

Die erste Serie der Standbilder ist 1971 entstanden, die zweite Serie dann erst 30 Jahre später. Zusammen ergeben sie eine paradoxe Vorher-Nachher-Schau.

Bis zu zehn Jahre geduldet sich der Künstler, um riesige Holzteile in Wasserbecken zu lagern. Nur so ist gewährleistet, dass die Hölzer vor der weiteren Verarbeitung rissfrei trocknen. Die Serie "Ready-maid Dianas" entstand 2005/2006. Die natürlich gewachsenen Baumgabelungen hat er poliert und oberflächenbehandelt. Sie lösen die Assoziationen an Unterkörper und Beine von Frauen aus.

Zuletzt hat Bechtold die Gruppe in einen beinahe dunklen Raum geführt, in dem es dem Künstler darum ging, Gegensätze erfahrbar zu machen. So nennen sich die minimalistischen Objekte aus Stahl nicht nur "Kalt-Warm", sondern sind es auch.

Besuch im Atelier
Später ist Gottfried Bechtold gemütlich mit allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern vom Kunsthaus Bregenz zu seinem Atelier spaziert. Man spürt, dass der Künstler hier zu Hause ist. Er hat seine aktuellen Auftragswerke präsentiert, die er in den nächsten Tagen fertig stellen würde.

Umherschweifende Blicke konnten Werkbänke, übervoll mit Werkzeugen, Schleifscheiben und Spraydosen entdecken; Regale mit zahlreichen Modellen des Betonporsches und Holzstücke, die an die weiblichen Holzfiguren in der Ausstellung erinnern konnten. Es sah es nach hartem aber lustvollem Arbeiten aus. Am liebsten wäre man selbst gleich selbst ans Werk gegangen.

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Kunsthaus Bregenz