Whistler Mountain in Kanada

Whistler war einer der Austragungsorte der Olympischen Winterspiele 2010 in den Bergen nördlich von Vancouver. Die Straße zu dem Ort, der früher Alta Lake hieß und nicht mehr als 300 Einwohner zählte, wurde erst in den 1960er Jahren asphaltiert.

Im Sommer 2008 - rechtzeitig vor den Olympischen Spielen - wurde dem reichen Erbe der First Nations Rechnung getragen und das Squamish Lil'wat Cultural Centre, ein Kulturzentrum der kanadischen Ureinwohner, errichtet. Es präsentiert zwei der ältesten First Nations der Westküste: die Kultur der Squamish und des Lil'wat-Stammes.

An historischem Ort wurde das Squamish Lil'wat Culture Centre errichtet, nämlich genau an jener Stelle, an der die beiden friedlichen Völker einst Handel betrieben. Der einstige Handelsplatz ist heute ein Kommunikationszentrum, ein Handelsplatz der Ideen und ein Ort des geistigen Austausches.

Kulturzentrum für die First Nations

Im Jahr 1997 fanden die ersten Gespräche zwischen der Gemeinde Whistler und den beiden Volksgruppen statt, 2002 wurde ein Abkommen unterschrieben, das neben Weiterbildungsprogrammen auch die Errichtung des Squamish Lil'wat Culture Centre vorsah. Dieses dreistöckige Gebäude aus Glas und Holz erinnert entfernt an die traditionelle Architektur der beiden Stämme, die zwar als Nachbarn lebten, aber einen völlig unterschiedlichen kulturellen Hintergrund haben.

Das Squamish Lil'wat Culture Centre ist teilweise in den Hang gebaut, die Fenster der geschwungenen Außenfront sind wie Schindeln angeordnet, die durch die so entstehende Unebenheit ein Spiel von Licht und Schatten auf spektakuläre Weise ermöglichen. Das Innere der weiten Eingangshalle korrespondiert stets mit dem Außen: Der Blick auf die grandiose Bergwelt ist unverstellt und bietet eine einzigartige Kulisse für die Präsentation der Kunsthandwerksgegenstände und Ausstellungstücke.

Gleich beim Eingang wurden zwei hölzerne Schnitzarbeiten aufgestellt. Es sind zwei überdimensionierte Spindeln aus Zedernholz, auf denen die zweiköpfige Schlange zu sehen ist, ein Tier aus der Squamish-Mythologie.

In den Fenstern sind Schautafeln montiert, die über die Beziehung der Kunsthandwerker zu ihrer Arbeit und zur Natur Auskunft geben. Während man Sätze wie "Art is our nature and nature is art which is translated into images" liest, blickt man durch die Glasscheiben auf das imposante Massiv der Blackcomb Mountain. Geht man außen am Gebäude vorbei, spiegelt sich die Natur in den Glasscheiben je nach Stimmung: Die Morgenröte taucht alles in Pastelltöne, bei Sonnenlicht leuchtet das Zedernholz der Stützpfeiler, ist es bedeckt, dann verwandelt der graue Winterhimmel das Glas in Schieferplatten.

Die verwendeten Materialien und die Anlage des Gebäudes sind Hinweise darauf, dass die First Nations von Kanada stets die Landschaft respektierten und versuchten, im Einklang mit der Natur, mit Mother Earth zu leben.

In den Ausstellungsräumen, die unterschiedliche Themen wie zum Beispiel den Geschichten und Mythen der First Nations gewidmet sind, werden auch Filme gezeigt, die teilweise in Mount Currie gedreht wurde. Dieser Ort (berühmt für die einzige Tankstelle im Umkreis von 100 Kilometern) befindet sich auf dem Territorium der Lil'wat-Nation. Hier versuchen die Bewohner den Spagat zwischen traditionellem Leben als Fischer, Jäger, Korbflechter und Händler und der modernen Welt.

Am Reißbrett geplant

Begonnen hatte alles schon in den 1960er Jahren, als Geschäftsleute aus Vancouver in der noch unberührten Bergwelt um den Alta Lake ein Skidorf nach europäischem Vorbild entwickelten. Nach und nach wurden Liftanlagen auf den umliegenden Bergen Whistler und Blackcomb Mountain errichtet und das Dorf ausgebaut.

Damals wurde den Squamish und Lil'wat noch nicht der nötige Respekt gezollt. Da gingen städteplanerische Überlegungen vor. Man wollte das Dorf aus der Retorte möglichst perfekt gestalten. Inzwischen hat ein Umdenken eingesetzt und die Rechte der First Nations sind gesetzlich geregelt.

Fast ein Disneyland

Spaziert man durch das in drei Bereiche geteilte Whistler Village wird man den Eindruck von Künstlichkeit nicht ganz los - man meint durch ein Dorf, geplant von Walt Disney zu gehen. Ein bisschen zu perfekt - so ganz ohne Patina - wirkt diese Mischung aus Hotels, Einkaufsmalls und Plazas bis hin zum künstlichen Wasserfall.

Nichts konnte hier über Jahrzehnte wachsen, sich verändern, sich entwickeln. Alles steht so, wie im Masterplan vorgesehen. Die Infrastruktur des Ortes funktioniert sichtlich gut - vielleicht sind ja bloß Besucher aus Europa von der durchgestylten Stadtplanung irritiert.

Ausgelastete Seilbahn

Auch Nachhaltigkeit ist ein Thema. Man versucht dem Ökologie-Gedanken möglichst gerecht zu werden. Das wirkt etwas widersprüchlich angesichts der mit vielen Liftanlagen, Seilbahnen und Schneekanonen domestizierten Berge. Die Talstation der Whistler Mountain Gondola ist auf die unterschiedlichsten Gäste gut vorbereitet: Bis Ende Oktober gehört der Berg den Mountainbikern, die mit Helmen, Knie- und Ellbogenschützern wie moderne Ritter ausgestattet sind und sich auf halsbrecherische Abfahrten begeben. Dann kommen die Schifahrer zum Zug - die Gondola steht kaum still.

Ilanaaq, das Inukshuk

Seit einigen Jahren sind Whistler und Blackcomb Mountain durch eine spektakuläre Seilbahn verbunden. Von oben wirkt der Ort am Creek Fluss nicht anders als irgendein Dorf in den europäischen Alpen: Die Künstlichkeit verspielt sich angesichts der schneebedeckten Gipfel. Hoch oben auf Whistler Mountain wurde ein Inukshuk aus aufgeschichteten Felsen errichtet. "Inukshuk" ist ein Inuit-Wort und bedeutet "dem Menschen gleich". Inukshuks hatten die Funktion von Wegmarken oder Schriftzeichen in der Landschaft. Der Figur eines Menschen nachgebildet, ist diese Felsformation auf dem Whistler Mountain und sie trägt den Namen Ilanaaq, das bedeutet "Freund".

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