Präsidentschaftskandidaten nutzen das Netz

Der Wahlkampf im Internet

Neben klassischen Wahlkampfveranstaltungen gewinnt das Internet zunehmend an Bedeutung. Vor allem junge Wähler beziehen ihre Informationen zu einem großen Teil aus dem Netz. Alle drei Präsidentschaftskandidaten sind daher auch im Internet zu finden, nutzen das Netz aber sehr unterschiedlich.

Morgenjournal, 06.04.2010

Fischer mit sozialem Web

Der amtierende Bundespräsident Heinz Fischer hat gleich zwei Internet-Seiten: Auf einer richtet er sich an ein erwachsenes Publikum, auf einer zweiten Seite will vor allem junge Wähler erreichen. Insbesondere die letzte Seite richtet sich an das soziale Web und ermöglicht den Usern, Inhalte zu posten und online zu diskutieren. Es gibt Verbindungen zu Plattformen wie Youtube, Facebook und Twitter. "Sind beide sehr gut gemacht und gehen vor allem im sozialen Teil sehr viel weiter als die meisten Kampagnen, die man in der Vergangenheit gesehen hat." Soweit das Urteil von Helge Fahrnberger, Experte für Kommunikation im Internet.

Rosenkranz: Kommunikation fehlt

Als nächstes ein Blick auf den Auftritt von FPÖ-Kandidatin Barbara Rosenkranz. Fahrnberger: "Ein klassischer Auftritt mit nicht allzu vielen Informationen. Aber was vor allem komplett fehlt ist die Einbindung des sozialen Webs. Das Web ist ja nicht ein Publikationsmedium, sondern eigentlich ein Kommunikationsmedium. Und diese Kommunikation mit den potenziellen Wählern sucht man auf der Rosenkranz-Website vergeblich."

Gehring: "Etwas antiquiert"

Noch spartanischer ist die Homepage von Rudolf Gehring, dem Kandidaten der Christen. Experte Fahrnberger: "Im Endeffekt ist es nur eine Sammlung von ein paar Statements und Texten, und irgendwo kann man dann an das Wahlkampfteam ein Email schicken oder ein paar Ecards verschicken. Ecards habe ich das letzte Mal vor zehn Jahren wo gesehen. Das ist eine etwas antiquierte Methode. Und eine Möglichkeit, mit anderen Usern in Interaktion zu treten, sucht man auch hier wie bei der Rosenkranz-Site vergeblich."

Information allein ist zu wenig

Wie wichtig sind die Internet-Auftritte wirklich? Sind jungen Menschen anders nicht mehr zu erreichen? Jugendforscherin Natalia Wächter: Das Internet hat das Fernsehen als wichtigsten Medien bei Jugendlichen abgelöst. So gesehen ist das Internet sehr wichtig. Man darf jetzt aber nicht den falschen Schluss ziehen - ich präsentiere mich als Politiker im Internet und schon werden mich alle Jugendlichen wählen. Nur weil Wahlen sind, werden jetzt nicht zwangsläufig die Seiten der Präsidentschaftskandidaten angeklickt."

Damit eine Seite interessant ist für junge Wähler muss sich darauf etwas tun. Man muss mit anderen kommunizieren und diskutieren können, so Wächter. Nackte Information allein ist zu wenig.