EU-Rettungsplan beruhigt nicht mehr

Nervosität um Griechenland

Das hoch-verschuldete Griechenland bringt wieder Unruhe in die EU. Es geht die Sorge um, dass die Schuldenkrise Griechenlands die gesamte Finanzbranche ins Wanken bringt. Der von der EU beschlossene Rettungsplan hat die Anleger offenbar nicht lange beruhigen können.

Morgenjournal, 09.04.2010

Notfallplan für Griechenland

Vor drei Wochen haben die Staats- und Regierungschefs der EU einen Notfallplan für Griechenland beschlossen. Er besagt, dass man Griechenland helfen wird, wenn der Ernstfall eintritt, also wenn Griechenland vor der Staatspleite steht.

IWF beteiligt

In diesem Fall bekommt Griechenland zum einen Kredite von den anderen Euro-Ländern, zum anderen soll auch der Internationale Währungsfonds (IWF) einspringen.

Nur kurze Ruhe

Diese Entscheidung der EU-Politiker hat die Finanzmärkte eine Zeitlang beruhigen können - doch jetzt steigt wieder die Nervosität. Mit dazu beigetragen haben Gerüchte, dass internationale Banken Geld aus den griechischen Banken abziehen könnten.

Vertrauen fehlt

Dazu kommt, dass die Risikoaufschläge für griechische Staatsanleihen den dritten Tag in Folge gestiegen sind. Das spiegelt einerseits das fehlende Vertrauen in den griechischen Sanierungsplan wider.

Teufelskreis droht

Andererseits bedeutet das aber auch, dass es für Griechenland immer teurer wird, Geld an den Finanzmärkten aufzunehmen. Und das könnte wie in einem Teufelskreis die Schuldenkrise Griechenlands noch weiter verschärfen.

Eile geboten

Griechenland dürfe deshalb keine Zeit verlieren - es müsse die EU und den Währungsfonds sofort um Hilfe bitten, warnt die Rating-Agentur Fitch. Die steigenden Risikoaufschläge und die Unklarheiten über den Notfallplan der EU ließen keine langen Verzögerungen zu. Denn trotz des beschlossenen Notfall-Plans der EU sei unklar, wie viel Geld die EU bereit stellen will, und wann sie das tun wird.

"Eingriff der EU und des IWF notwendig"

Fabian Zuleeg, Chefökonom beim European Policy Center in Brüssel im Morgenjournal-Gespräch mit

Griechen wollen es alleine schaffen

Die Regierung in Athen will sich mit dem Hilferuf an die EU aber noch Zeit lassen. Bisher hat man immer betont, die Krise alleine bewältigen zu können. Und auch jetzt sagt ein Regierungssprecher, der Zeitpunkt für eine Hilfsaktion der EU und des IWF sei noch nicht gekommen.

Trichet beruhigt

Der Chef der Europäischen Zentralbank persönlich hat gestern versucht, die Finanzmärkte zu beruhigen. Nach seinen Informationen sei eine Staatspleite Griechenlands derzeit kein Thema, sagt Jean-Claude Trichet. Und seine Aussagen hatten tatsächlich eine gewisse beruhigende Wirkung. Der Euro hat an der New Yorker Börse nur leicht an Wert verloren, und liegt jetzt bei etwas über 1,33 US-Dollar. An den Börsen in Asien ist Euro stabil geblieben, gegenüber dem Yen hat er sogar etwas zulegen können.

Morgenjournal II, 09.04.2010

Unsicherheit bleibt

Längerfristig dürfte der Euro aber unter Druck bleiben, sagen Analysten. Denn die Unsicherheit über die Schuldenkrise in Griechenland bleibt bestehen. Immerhin muss die griechische Regierung bis Ende Mai fast 12 Milliarden Euro zurückzahlen. Und die Bedingungen, unter denen sich Griechenland an den Finanzmärkten neues Geld ausborgen kann, die haben sich in den letzten Tagen deutlich verschlechtert.

Keine Soforthilfe nötig

Der Gouverneur der Österreichischen Nationalbank (OeNB), Ewald Nowotny, beruhigt ebenfalls. Die Lage sei ernst, aber die EU und der IWF habe sie im Griff. Dass Griechenland jetzt sofort Hilfe der EU in Anspruch nehmen muss, damit rechnet Nowotny nicht.

Mittagsjournal, 09.04.2010

Interview mit OeNB-Gouverneur Nowotny