Krisenfolgen blieben glimpflich

Wintersaison besser als erwartet

Die Wintersaison ist für den heimischen Tourismus besser gelaufen als ursprünglich angenommen. Aktuelle Trends bereits nach dem Ostergeschäft zeigen, dass das Nächtigungsminus nur 1,5 Prozent ausmachen wird. Deutlich bemerkbar macht sich die Wirtschaftskrise hingegen bei den Umsätzen.

Morgenjournal 12.04.2010

Leichter Rückgang

Österreichs Tourismuswirtschaft ist noch nicht ganz über den Berg, der Rückgang noch nicht gestoppt. Die Nachfrage ausländischer Gäste nach Tourismusdienstleistungen in Österreich wird heuer nach Einschätzung des IHS-Chefs Bernhard Felderer leicht um 1 Prozent zurückgehen. 2009 sind die Tourismusexporte um 5,5 Prozent gesunken. Mit einem "schwachen Aufschwung" sei erst 2011 zu rechnen, dann dürfte die Nachfrage wieder um 1 bis 2 Prozent zulegen, so die Prognose des Wirtschaftsforschers.

Umsatzeinbußen bis zu acht Prozent

Für die gesamte Wintersaison (November bis April) rechnet Tourismusobmann Hans Schenner mit einem Rückgang bei den Nächtigungen von 1 bis 2 Prozent, jedoch, je nach Region, mit Umsatzeinbußen von bis zu 8 Prozent, wie er Samstagabend bei einem Pressegespräch in St. Anton am Arlberg sagte. Der Rückgang bezieht sich zwar auf die gesamten touristischen Ausgaben - von Beherbergung über Gastronomie bis zum Handel - besonders gespart wurde im heurigen Winter aber bei den Nebenausgaben. Das hat manche Touristiker hart getroffen, gilt der Wintertouristist doch als weniger preissensibel als der Sommertourist.

Inlandsnachfrage machte Ausfälle wett

Obwohl der Tourismus im Krisenjahr 2009 an Wertschöpfung (-4,9 Prozent), Beschäftigten (-1,3 Prozent) und Nächtigungen (-1,9 Prozent) verloren hat, sei dieser Wirtschaftszweig im Vergleich zu anderen Branchen gut weggekommen und habe sogar das fünftbeste Jahr in der Geschichte hingelegt, meinte Felderer in St. Anton. "Die Nachfrage inländischer Gäste hat die fehlende Nachfrage bei ausländischen Urlaubern kompensiert."

Werbung kurbelte Umsatz an

Im vergangenen Jahr hat die Österreich Werbung (ÖW) verstärkt den österreichischen Gast beworben, laut Felderer Hauptgrund für die positive Entwicklung im Land. Während die Nächtigungen inländischer Gäste im Vorjahr um 1,7 Prozent gestiegen sind, haben die Übernachtungen von Gästen aus dem Ausland um 3,2 Prozent abgenommen. Eine grundsätzliche Neuorientierung wie in den 1990er Jahren habe der Tourismus nicht nötig, man müsse nur das fortführen, was in den letzten Jahren gemacht wurde. In den 90er Jahren hatte die Branche ein strukturelles Problem, einige Seeregionen waren für die veränderten Urlauberwünsche noch nicht gewappnet, mit dem Resultat, dass die Touristen in andere Länder reisten, zumal bereits erste günstige Flugangebote auf dem Markt waren.

Verluste in Deutschland

Derzeit kämpft die Branche mit Einbußen auf dem deutschen Markt. Unsere Nachbarn sind mit einem Anteil von 40 Prozent der Nächtigungen der wichtigste Herkunftsmarkt, von November bis Februar nächtigten 2,7 Prozent weniger Deutsche in Österreich. "Die Deutschen hatten in ihrem eigenen Land Zuwächse, weshalb sie in Österreich ausblieben", sagte Schenner. Ziel sei daher, wieder mehr ausländische Gäste ins Land zu holen. Die Landes- und Ortsverbände seien gefordert, aggressiver zu werben und "fixfertige verkaufbare Angebote" vorzulegen. Die ÖW wird heuer 6,3 Mio. Euro für das Marketing in Deutschland aufwenden. Insgesamt steht der ÖW ein Budget von über 50 Mio. Euro zur Verfügung, 85 Prozent davon werden für das Marketing verwendet.

Mit der Entwicklung der inländischen Gäste ist Schenner zufrieden, die sollen künftig gehalten werden. "Wenn jeder Österreicher drei Tage im eigenen Land Urlaub macht, ist alles in Ordnung", so Schenners Wunsch.

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