Schweres Beben erschüttert Westen Chinas
400 Tote, Tausende Verletzte
Der Westen Chinas ist von einem starken Erdbeben erschüttert worden. Die betroffene Region Qinghai liegt auf einem gebirgigen Hochplateau im Grenzland zu Tibet. In zwei Kreisstädten sind fast alle Häuser eingestürzt. Von 400 Toten und 10.000 Verletzten ist die Rede, es wird aber damit gerechnet, dass die Zahl steigen wird.
8. April 2017, 21:58
Abendjournal, 14.04.2010
HIlfe angelaufen
Nach dem schweren Erdbeben in Nordwestchina ist die Hilfe angelaufen. Rettungsteams und medizinisches Personal wurden aus benachbarten Provinzen entsandt. Das Verwaltungsministerium in Peking kündigte ab, 5.000 Zelte sowie jeweils 50.00 Decken und Mäntel in die mehr als 4.000 Meter hoch gelegene Erdbebenregion auf dem tibetischen Hochplateau zu schicken.
Fast alle Häuser zerstört
Wie staatliche chinesische Medien berichteten, wurden in der abgelegenen Provinz Qinghai "zahlreiche Menschen" unter eingestürzten Häusern begraben. Radioberichten zufolge wurden in den Städten Yushu und Jiegu zwischen 80 und 90 Prozent aller Häuser zerstört. Nach Angaben der US-Erdbebenwarte (USGS) hatte der Erdstoß eine Stärke von 6,9.
Mittagsjournal, 14.04.2010
Straße zum Flughafen zerstört
"Viele Menschen sind unter den Trümmern eingestürzter Häuser begraben", sagte ein Sprecher der tibetischen Selbstverwaltung in der Bezirksstadt Yushu. Dort sind Soldaten unterwegs, um nach Verschütteten zu suchen, wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua meldete. Ein Militärsprecher berichtete, dass Soldaten zehn Menschen aus eingestürzten Häusern gezogen hätten, vier Menschen seien kurz danach gestorben. Behindert werde die Rettungsaktion dadurch, dass das Beben die Straße zum Flughafen der abgelegenen Region beschädigt habe.
Im Schlaf überrascht
"Die Häuser fielen blitzartig in sich zusammen. Es war ein schreckliches Erdbeben", sagte ein Augenzeuge der Nachrichtenagentur AP. Die Bewohner seien auf die Straßen gelaufen und suchten verzweifelt nach ihren Angehörigen. Anders als beim verheerenden Erdbeben in Sichuan vor zwei Jahren seien aber keine Schulgebäude eingestürzt, hieß es. Damals waren zahlreiche Schulkinder in den Trümmern umgekommen. Behördenvertreter befürchten eine hohe Opferzahl, da sich das Erdbeben in der Früh ereignete und viele Bewohner der Region zu diesem Zeitpunkt noch schliefen. Außerdem seien die Häuser in der Region fast alle aus Holz und Lehm gebaut und hielten einem Beben dieser Stärke nicht stand.
Mittagsjournal, 14.04.2010
2008: 90.000 Tote in Sichuan
Der US-Erdbebenwarte zufolge lag das Zentrum des Bebens 240 Kilometer nördlich der osttibetischen Stadt Qamdo in einer Tiefe von zehn Kilometern. Dem ersten Erdstoß seien drei Nachbeben der Stärken zwischen 5,2 und 5,8 gefolgt. Die chinesischen Behörden gaben die Stärke des ersten Erdstoßes mit 7,1 an.
Bei einem Erdbeben der Stärke 7,9 kamen im Jahr 2008 in der Provinz Sichuan rund 90.000 Menschen ums Leben. In der angrenzenden Provinz Qinghai starben im Mai 2008 bei einem Erdstoß knapp 87.000 Menschen bzw. wurden als vermisst gemeldet
Karges Land in Unruheregion
Karge Grassteppe mit großen Salzseen und bis zu 5.000 Meter hohe Berge prägen weite Teile der abgelegenen chinesischen Provinz Qinghai. Mit 720.000 Quadratkilometern ist das Gebiet etwa doppelt so groß wie Deutschland, hat aber nur 5,1 Millionen Einwohner.
Die Provinz im Westen der Volksrepublik grenzt an die Unruhe-Regionen Tibet und Xinjiang. Besonders im Westen Qinghais ziehen noch viele Tibeter, Mongolen und Angehörige anderer nationaler Minderheiten als Nomaden mit Yak- und Schafherden durchs Land.
Trotz Bodenschätzen wie Erdöl, Kohle, Blei und Zink ist die Provinz noch weitgehend agrarisch geprägt. Auch wenn Landwirtschaft bis in 3.000 Meter Höhe möglich ist, sind die Ernten im trockenen Klima mit kurzen Sommern wenig ertragreich. Die Provinz gilt aber als ein Zentrum der Viehzucht in China und liefert Wolle, Fleisch und Leder in andere Teile der Volksrepublik.
Tektonisch ist die Region laut durch das Aufeinandertreffen des indischen Subkontinents und der Eurasischen Platte geprägt und führt zum Auffalten des gigantischen Himalaya Gebirges und eben der Tibetischen Hochebene.