Begegnung zweier Egomanen
Coco Chanel & Igor Stravinsky
"Coco Chanel & Igor Stravinsky" von Regisseur Jan Kounen zeigt die Modeschöpferin und den Komponisten zwischen Liebeskampf und Schaffenskrampf. Beim Festival in Cannes feierte der Film seine Uraufführung, jetzt kommt er in die Österreichischen Kinos.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 14.04.2010
Sie revolutionierte die Mode, er die Musik. Die Rede ist von Modeschöpferin Coco Chanel und dem russischen Komponisten Igor Strawinsky. Dass diese beiden Künstler im Paris der 20er Jahre regen Kontakt pflegten, ist historisch belegt, dass sie auch eine Affäre hatten, wurde von engen Vertrauten der beiden bestätigt.
Der Film "Coco Chanel & Igor Stravinsky" hat diese Episode aufgegriffen und zeigt die beiden Künstler zwischen Liebeskampf und Schaffenskrampf. Beim Festival in Cannes feierte der Film seine Uraufführung.
Uraufführung als Skandal
Der 29. Mai 1913 gilt als bedeutendes Datum in der Musikgeschichte. Damals fand in Paris die Uraufführung von Igor Strawinskys "Le sacre du printemps" statt, nach "Der Feuervogel" und "Petruschka" die dritte Ballettmusik des russischen Komponisten. Vaslav Nijinsky steuerte die Choreografie bei. Der Abend wurde jedoch zum Skandal. Die polytonale Musik und der archaische Tanz wurden vom Publikum ausgebuht.
Regisseur Jan Kounen widmet diesem Ereignis die gesamte Eröffnungssequenz seines Films: "Es war eine fast archäologische Arbeit, die Choreografie Nijinskys zu rekonstruieren. Und auch bei allen anderen Ereignissen dieses Abends wollten wir authentisch bleiben. Es handelte sich ja um einen einschneidenden Punkt in der Musikgeschichte, es war ein riesiger Skandal. Es ging mir hier nicht nur darum, meine Geschichte zu erzählen, sondern auch darum, diesen Künstlern meine Reverenz zu erweisen. Das machte den Film so schwierig."
Rätsel um Affäre
Der britische Autor Chris Greenhalgh hat den dem Film zugrunde liegenden Roman und auch das Drehbuch verfasst. Während die Affäre von Chanel und Strawinsky nur durch mündliche Aussagen von Zeitzeugen belegt ist, ist ihr enger Kontakt historisch verbürgt.
"Ich habe herausgefunden, dass Coco Chanel die Aufführung von 1913 besuchte und ebenso ist es Faktum, dass Strawinsky mit seiner Frau und seinen vier Kindern 1920 in Chanels Landhaus lebten", so Greenhalgh.
Zwei kühle Egomanen
Der Großteil des Films spielt dann auch im Jahr 1920. Coco Chanel bastelt gerade an ihrem ersten eigenen Parfum, dem berühmten Nr.5, und Strawinsky sitzt an der Überarbeitung seines "Sacre", als es zur Affäre kommt. Es ist die Begegnung zweier kühler und distanzierter Egomanen, die neben Leidenschaft auch Neid und künstlerische Eifersucht kennt.
Der Däne Matts Mikkelsen, bisher als Bond-Bösewicht bekannt, gibt den Strawinsky distinguiert und zurückhaltend, als Künstler, der etwas weltfremd um sich selbst kreist. Anna Mouglalis, selbst Chanel-Model, legt ihre Coco Chanel selbstbewusst und zielstrebig an. Eine Frau, die weiß, was sie will und das auch durchzusetzen weiß. Gegen die Lohnverhandlungen mit ihren Näherinnen ebenso wie gegen die Anschuldigungen von Strawinskys Frau.
Originalgetreue Ausstattung
Zum Gelingen des Films tragen aber auch Hauptdarsteller drei und vier ganz wesentlich bei: Strawinskys Musik nämlich und die meist originalgetreue Ausstattung. Gedreht wurde nämlich in Coco Chanels Wohnungen und die Kostümdesignerin bekam sogar Zugang zur privaten Kleidersammlung der Modeikone. Herausgekommen ist so ein Film, der ins Auge sticht und ins Ohr geht.
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