Premiere in der Wiener Volksoper
Die Liebe zu den drei Orangen
In der Wiener Volksoper hat am Samstag, 17. April 2010 Sergej Prokofjews Oper "Die Liebe zu den drei Orangen" Premiere. Vom Komponisten selbst wurde das Werk als Mischung aus Märchen, Spaß und Satire bezeichnet.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 16.04.2010
Zu sehen ist eine Inszenierung, die der 2002 verstorbene Regisseur Ernst Theo Gärtner für Hamburg erstellt hat. Am Pult der Volksopernorchesters steht Alfred Eschwé.
Im Exil komponiert
Der hypochondrischer Prinz des imaginären Königslandes "Treff", der das Lachen verlernt hat und mit dem Fluch bedacht wird, sich in drei Orangen zu verlieben, steht im Zentrum von Sergej Prokofjews vierter vollendeter Oper, die er bereits im amerikanischen Exil geschrieben hat.
Denn im Mai 1918 verließ er das von den Wirren der Revolution geschüttelte Petrograd in Richtung Amerika. Im Gepäck eine Ausgabe von Wsewolod Meyerholds Zeitschrift "Die Liebe zu den drei Orangen", deren Titel wiederum auf Carlo Gozzis gleichnamiges Commedia-dell'arte-Stück zurückgeht.
Von Stalin verboten
Prokofjews Oper wurde 1921 in Chicago uraufgeführt und ist bis heute das meistgespielte Bühnenwerk des Komponisten. Während die "Orangen" in Westen einen Siegeszug feierten, wurden sie von Stalin in Russland verboten und Wsewolod Meyerhold wurde in ein sibirisches Arbeitslager gesteckt und erschossen.
Regimekritiker wurden ebenso wenig geduldet wie regimekritische Stücke. Selbst wenn die Kritik sehr allgemein gehalten ist: Es genügte schon, dass in den "Drei Orangen" das Böse durch eine echte, wahrhafte Vision bekämpft wird.
Ein junger Mensch mit einer Vision
"Ich glaube, dass wir alle in dem Moment, wo wir jemanden erleben, der eine Vision hat, auch bereit sind, mit der Vision zu leben. Und dann werden wir auch angesprochen. Das geschieht in diesem Stück. Dieses Märchen hat ja eine Linie: Da ist ein junger Mensch, der eine Vision hat und diese Vision trotz aller Widerstände durchzieht. Und wie wir sehen, hat er Erfolg damit. Und das ist phantastisch", so Wolfgang Bücker, verantwortlich für die szenische Einstudierung in Wien.
Die Welt ist eine Arena - einmal sind wir Akteure, einmal Zuseher. Das war Ernst Theo Richters Devise für seine Inszenierung der "Liebe zu den drei Orangen". Im Zentrum von Karl Ernst Hermanns Bühnenbild befindet sich eine kleine Drehbühne, die von einer ansteigenden Tribüne begrenzt wird. Die Kostüme sind fantasievoll-märchenhaft, das Treiben bunt wie die Musik, denn sie ist alles andere als russisch schwermütig.
Musik unterstützt Bühnengeschehen
Alfred Eschwé, Dirigent der Produktion: "Es ist sehr vielschichtig. Es ist auf keinen Fall mit großer russischer Seele geschrieben, es gibt keine monumentalen Szenen. Es ist witzig geschrieben, es unterstützt immer ideal das, was auf der Bühne passiert. Es ist kurzweilig und ich glaube, dass diese Kurzweiligkeit dem Publikum großen Spaß machen wird.
Zu hören sind hauptsächlich Ensemblemitglieder der Wiener Volksoper. Sergej Prokofjews "Die Liebe zu den drei Orangen" ist bis 12. Mai an der Wiener Volksoper zu erleben.
Textfassung: Rainer Elstner