Ausstellung im Karikaturmuseum Krems
Erich Sokols "Playboy"-Cartoons
Im Karikaturmuseum Krems ist ab 17. April 2010 eine Ausstellung mit Cartoons zu sehen, die Erich Sokol für die Zeitschrift "Playboy" gezeichnet hat. Sokol hat rund 30 Jahre für das Männermagazin gearbeitet. Erstmals werden die Werke nun gesammelt gezeigt. Es sind naturgemäß erotische Themen.
8. April 2017, 21:58
Kulturjournal 16.04.2010
"Playboy" ist das Magazin, das Männer angeblich wegen der exzellenten Reportagen gerne lesen. Dazu gibt es auch einige Fotos von spärlich bis gar nicht bekleideten jungen Damen und Cartoons, also Bilderwitze, die ebenfalls wegen ihrer Qualität sehr geschätzt sind. Kurz: Es ist das kultivierte Männermagazin geworden, das der damals 28-jährige Hugh Hefner 1953 ins Leben rief. Inzwischen hat es an Popularität eingebüßt, und unter der Konkurrenz ähnlich gestalteter Hochglanzmagazine, bzw. einschlägiger Produkte, die im Internet Verbreitung finden, und andere - sagen wir: derbere Schwerpunkte setzen.
Was nun die Cartoons betrifft, so konnte "Playboy" auf die besten Federn und Pinsel zurückgreifen, man bezahlte gut und für "Playboy" zu zeichnen hieß, dass man der Elite der Cartoonisten angehörte, vergleichbar etwa mit dem britischen "Punch" oder dem "New Yorker". Und Erich Sokol war einer der Besten. Wenn man Milt Prigee, dem Präsidenten der AAEC, der American Association of Editorial Cartoonists, der Vereinigung der amerikanischen Presse-Cartoonisten, glauben darf, war Sokol sogar der Beste. Er beherrschte nämlich das, was Michelle Urry, die Cartoon-Redakteurin des "Playboy", so formulierte: Ein guter Cartoon ist nicht nur witzig, sondern er sagt etwas über das Menschsein aus.
Sokols Zeichnungen und sein Stil verfeinern sich im Laufe der Jahre, sind mit vielen Details und Anspielungen gespickt, sodass der Gag manchmal erst beim zweiten Hinsehen offensichtlich wird. Da sitzt etwa ein junger Mann am Klavier, seine mit einer Bekannten ins Wohnzimmer tretende Mutter freut sich, dass er endlich gefallen am Klavierüben gefunden hat - und da entdeckt der Betrachter die Beine einer unter dem Flügel knieenden Dame.
Aber, so Erich Sokol in einem Interview, er habe für den "Playboy" nie eine ganz nackte Frau gezeichnet, denn "es geht ja um Psychologie, es geht um die gesellschaftliche Spannung, es geht ja nicht um Nacktheiten oder Moral."
Durch diese feinen Anspielungen verfällt Sokol auch nicht ins offensichtlich Vulgäre, was ja oft mit Erotik oder dem, wofür manche sie halten, passiert. Er hat ja auch die wenigsten Gags selbst geliefert, dafür waren eigene Gag-Schreiber zuständig.
Von der Auftragsskizze bis zur Fertigstellung
Die Ausstellung in Krems ist auf zwei Ebenen gegliedert: Im Erdgeschoß kann man bei einigen Zeichnungen die Entstehungsgeschichte des Cartoons, von der Auftragsskizze von Michelle Urry und ihren Anweisungen bis zur Fertigstellung, verfolgen. Da zeigt sich auch das Genie Erich Sokols, wie er die Szenen schließlich plastisch verändert. Immer wieder weisen kleinste Details auch auf die enorme Bildung des Künstlers hin, das sind dann verborgene Anspielungen, die dem Cartoon noch eine zusätzliche Komponente verleihen.
In den 30 Jahren, die er für den "Playboy" gezeichnet hat, hat Sokol etwa 250 Zeichnungen gefertigt. Er war ja 1957 bei Hugh Hefner vorstellig geworden, als das Magazin erst vier Jahre alt war und Sokol ein Zeichen-Stipendium in Chicago bekommen hatte. Der 1933 in Wien geborene Künstler hatte damals schon für einige österreichische Zeitungen - etwa der "Arbeiterzeitung" -gearbeitet. Seine erste Zeichnung dort, das Titelblatt des 10. Februar 1955, war dem Ministerrat der UdSSR gewidmet, und hatte zur Folge, dass die Ausgabe von der russischen Besatzungsmacht beschlagnahmt wurde.
Als Pensionist voll ausgelastet
Als Sokol 1967 Grafik-Chef des ORF wurde - ihm verdankt man ja auch das sogenannte Augenlogo der Fernseh- und Rundfunkanstalt -, hatte er bald für den "Playboy" keine Zeit mehr. Doch als er 1992 vorzeitig vom ORF in den Ruhestand versetzt wurde, klopfte er wieder beim "Playboy" an, wo man ihn mit offenen Armen aufnahm. Die Zusammenarbeit war dann allerdings eher unregelmäßig, da Sokol gleichzeitig auch noch andere Verpflichtungen für in- und ausländische Medien wahrnahm. Und an so ausgefeilten Cartoons arbeitete der Meister im Schnitt eine gute Woche.
Im September 2002 wurde bei ihm Krebs diagnostiziert, Sokol starb in der Nacht zum 20. Februar 2003 in seinem Haus in Mödling.
Bescheidenheit, schon gar falsche Bescheidenheit waren seine prägendsten Eigenschaften nicht, und so war er auch hörbar stolz, zum 40. Jubiläum der AAEC, der Association of American Editorial Cartoonists, eingeladen worden zu sein: "Wenn man von der AAEC eingeladen wird teilzunehmen, da muss man schon wer sein. Und wenn man dann noch akklamiert wird von den Fachgrößen, ich würde sagen - es tut nicht weh!"
Textfassung: Ruth Halle
Service
Erich Sokol, "Playboy Cartoons", 17. April bis 1. November 2010, Karikaturmuseum Krems,
Ö1 Club-Mitglieder bekommen ermäßigten Eintritt (20 Prozent).
Karikaturmuseum Krems