Pkw-Sparte ausgegliedert

FIAT baut Konzern um

Der Autokonzern FIAT hat eine Neuordnung seiner Geschäftszweige bekanntgegeben: Der Pkw-Bereich mit den Automarken FIAT, Lancia, Alfa Romeo und Abarth wird ausgegliedert. Damit bereitet sich der Konzern auf die Zusammenarbeit mit dem US-Konzern Chrysler vor. In Italien geht aber die Angst um Arbeitsplätze um.

Mittagsjournal, 21.04.2010

Bangen um Arbeitsplätze

Wenn in Turin die Fiat-Spitze vor die Mikrophone tritt, dann hat das etwa denselben Stellenwert wie eine Regierungserklärung. Denn jede Entscheidung, die in der Turiner Konzernzentrale ausgebrütet wird, hat Auswirkungen auf ganz Italien - und darüber hinaus. Schon seit Monaten bangen tausende Fiat-Mitarbeiter an etlichen Produktionsstandorten um ihre Arbeitsplätze - die Wirtschaftskrise hat die Angst noch verstärkt.

Neuausrichtung des Konzerns

Doch was den Mitarbeitern die Angst, ist den Aktionären die Hoffnung. Erste Gerüchte um die Neustrukturierung haben gestern den Börsenkurs von Fiat um mehr als neun Prozent nach oben schnellen lassen. Der 34jährige John Elkann - ein Enkel des legendären Firmengründers Gianni Agnelli - übernimmt den Konzern aber in einer heiklen Phase. Zwar hat Fiat im Vergleich zu anderen Autoproduzenten die Weltwirtschaftskrise relativ gut überstanden, dennoch versuchen die Turiner ihre Strategie für die nächsten vier Jahre neu auszurichten.

Fiat 500 in die USA

Zum ersten wäre da einmal das amerikanische Abenteuer mit Chrysler. Die Integration des angeschlagenen US-Riesen in die Fiat-Strukturen soll beschleunigt werden, außerdem wird die Produktpalette erneuert. Der kleine und benzinsparende Fiat 500 - ein Verkaufsschlager in Europa - soll auch in den USA produziert und verkauft werden.

Bessere Entscheidungsstrukturen

Auch die Gerüchte um eine Abspaltung der Automobilsparte vom Gesamtkonzern sind an der Börse mit Begeisterung aufgenommen worden. Viele Analysten erwarten sich von einer Ausgliederung schnellere und bessere Entscheidungsstrukturen beim Autobauer Fiat.

Schwerpunkt Russland

Nächster Produktions- und Investitionsschwerpunkt von Fiat soll Russland werden. Jeder zehnte Fiat soll in den nächsten Jahren in Russland vom Fließband rollen. Was wiederum die Existenzängste der italienischen Fiat-Arbeiter schürt.

Jobabbau in Italien

Der Fiat-Produktionsstandort auf Sizilien soll trotz heftiger Proteste auch aus höchsten politischen Kreisen aufgegeben werden, auch im Stammwerk Mirafiori in Turin könnten Arbeitsplätze verloren gehen. Derzeit beschäftigt Fiat weltweit etwa 190.000 Mitarbeiter - zu viele auch in Zeiten nach der Krise, sagen Experten.

Gewinnzone angepeilt

Im ersten Quartal 2010 hat sich der Fiat-Konzern wieder knapp an die schwarzen Zahlen herangetastet - 21 Millionen Euro Verlust seit Jahresbeginn. Aber bis zum Jahresende sollte das Ergebnis in einen Milliardengewinn gedreht werden, gab die neue Fiat-Führung heute bekannt. Die Produktion soll schrittweise wieder auf 5,5 Millionen Fahrzeuge pro Jahr angehoben werden. Wer was wo produzieren wird, eine präzise Antwort auf diese Frage ist das Management aber noch schuldig.

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