Dokumentation ist ständig im Fluss

"Die Welt befindet sich in einer Biodiversitätskrise"

Museen sind, laut dem Zoologe Helmut Sattmann vom Naturhistorischen Museum Wien, ein regelrechter Hort der biologischen Artenvielfalt und eine Dokumentation der bekannten Tier- und Pflanzenarten.

"Museen sind Archive der Artenvielfalt. Also die heute bekannten Arten - das sind etwa ein bis zwei Millionen - sind beschrieben, sind publiziert und wenn es so ist, wie es sein sollte, sind Belegexemplare in wissenschaftlichen Sammlungen hinterlegt. Museale Sammlungen sind also eine Dokumentation der lebenden Organismen. Ein wichtiger Aspekt ist der, dass in guten Museumssammlungen, wo das Material reichlich vorhanden ist, auch die Variation, die innerhalb der Arten stattfindet, die ein wesentlicher Motor der Evolution ist, dokumentiert ist. Wenn wir einen großen Kasten haben, wo nur eine Art von Schnirkelschnecken drin ist, dann wissen wir nicht nur, wo es die gibt, sondern wann sie wo gelebt hat und können daraus Rückschlüsse auf die Veränderungen der Lebensräume ziehen. Die Dokumentation in den Museen ist natürlich ständig im Fluss, weil sich auch die Methoden/ die Betrachtungsmethoden und Untersuchungsmethoden ändern. Wenn wir zum Beispiel früher Schnecken nach der Schalen-Morphologie, also nach den Schalenformen und -maßen bestimmt und eingeordnet haben, so machen wir es dann später mit anatomischen Untersuchungen des Weichkörpers und heute verwendet man molekular-genetische Methoden und kommt dann drauf, dass manche Arten vielleicht doch zwei oder drei sind, wo sich also sozusagen Zwillingsarten verbergen und in anderen Fällen kommt man drauf, dass zwei Arten beschrieben sind und in Wirklichkeit ist es das gleiche", sagt Helmut Sattmann anlässlich des Wissen-aktuell-Schwerpunktes im "Internationalen Jahr der Biodiversität".