Eurostat verschlechtert Prognose
Griechisches Defizit noch höher
Die Finanzkrise Griechenlands hat sich weiter verschärft. Das Europäische Statistikamt Eurostat gibt nun in seiner neuesten Prognose das griechische Defizit für das vergangene Jahr noch höher an als bisher vorausgesagt, nämlich mit 13,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Ursprünglich war von 12,7 Prozent die Rede gewesen.
8. April 2017, 21:58
Weiter Unsicherheit über Daten
Das könnte aber noch immer nicht das Ende der Fahnenstange sein, denn Eurostat schätzt die griechischen Daten weiterhin als nicht gesichert ein: Das Amt meldet Vorbehalte zu den von Griechenland gemeldeten Daten an. Begründet wird das mit "Unsicherheiten beim Überschuss der Sozialversicherung für das Jahr 2009, der Klassifizierung von einigen öffentlichen Einrichtungen und der Erfassung von off-market Swapgeschäften". Die Neuverschuldung könnte dadurch um weitere 0,5 Prozentpunkte steigen.
273 Milliarden Euro Gesamtschulden
Was den Schuldenstand Griechenlands betrifft, steigt dieser 2009 auf 115,1 Prozent des BIP oder 273 Mrd. Euro an. Athen liegt damit weit über dem von der EU erlaubten Gesamtschuldenstand von 60 Prozent.
Noch härterer Sparkurs
Am Sparziel von vier Prozent für heuer würde eine neuerliche Korrektur nach oben nichts ändern, sagen EU-Diplomaten. In den kommenden beiden Jahren müssten die Griechen aber noch drastischer sparen, als bisher bekannt. Aber darüber wird ja gerade in Athen mit Vertretern der EU und des Währungsfonds verhandelt. Die Gesamtschulden Griechenlands bei rund 300 Milliarden Euro.
Damit wird immer wahrscheinlicher, dass Griechenland die EU-Kredithilfe in Anspruch nehmen muss. Zumal Griechenland für die Finanzierung des Schuldenberges immer tiefer in die Tasche greifen muss. Die Zinsen für griechische Staatspapiere liegen auf dem Rekordstand von acht Prozent.
Iren sind Schuldenmeister
Griechenland ist aber nicht der schlechteste Schuldner Europas. Diese Rolle nimmt Irland ein, mit einer Neuverschuldung von 14,3 Prozent. Auf Platz der drei liegt Großbritannien, gefolgt von Spanien.
Estland bald zum Euro?
Schweden und Luxemburg haben weniger als ein Prozent neue Schulden gemacht, immer gemessen an der Wirtschaftsleistung. Es gibt in der gesamten EU immerhin zwei Staaten, die Schulden abbauen konnten. Das sind Malta und Estland. Der Baltikumstaat wird vermutlich bald der Eurozone als siebzehntes Mitglied beitreten. Mitte Mai wird die EU-Kommission eine Empfehlung dazu abgeben.
8.600 Milliarden EU-Schulden
Österreich liegt mit einer Neuverschuldung von 3,4 Prozent unter den Top Ten auf Platz 7, knapp hinter Deutschland. In Eurobeträgen haben die EU-Staaten im Vorjahr fast vier Mal so viele Schulden gemacht. Das Geld wurde für die Rettung von Banken, für Konjunkturpakete und zum Erhalt von Arbeitsplätzen aufgenommen. Europa sitzt auf neuen Schulden in Höhe von 800 Milliarden Euro, zählt man die alten dazu, sind es 8.600 Miliarden.