Methoden zur Beschreibung der Artenvielfalt gesucht

Tag der Erde

Es werden dringend neue Methoden zur Beschreibung der Artenvielfalt benötigt, meint der Deutsche Artenkenner und Bonner Museumsdirektor Wolfgang Wägele. Denn angesichts des Tempos des Artensterbens drängt die Zeit.

Man schätzt, dass pro Minute eine Art auf der Erde stirbt - die Zeit drängt also: das Erfassen und Beschreiben der biologischen Vielfalt gehe zu langsam voran, meint Wolfgang Wägele, der Direktor des Forschungsmuseums Alexander Koenig in Bonn: "Die Taxonomie braucht Methoden um Daten schnell zu liefern. Das hackt momentan daran, dass die Bestimmung der Arten sehr aufwendig ist."

Bei der Einordnung der Millionen Lebewesen in ein biologisches System machen derzeit Spezialistinnen und Spezialisten die oft langwierige Routinearbeit; um sie zu entlasten und ihnen Zeit für übergeordnete, ökologische, evolutionäre Fragen zu geben, bräuchte es neue Technologien, die die Routinearbeit abnehmen und beschleunigen, so Wägele.

"Das ist die digitale Bilderkennung. Man muss ein System entwickeln, das an Hand eines digitalen Fotos mitteilt, um welchen Schmetterling, um welchen Käfer es sich handelt. Das müsste prinzipiell funktionieren. Die zweite Möglichkeit ist, bei allen Organismen die Geräusche machen, diese Geräusche zu identifizieren. Auch das ist technisch machbar. Was dort fehlt sind noch die Entwicklung von Analyseverfahren und die Entwicklung von Datenbanken mit Geräuschen. Die dritte Möglichkeit, die viel universeller einsetzbar ist, ist die gleiche Technik nutzen, die auch in der Kriminalistik verwendet wird, die berühmte Speichelprobe. Diese Technik kann ich auch benutzen um Arten zu identifizieren", sagt Wägele.

Bei der digitalen Bildanalyse beispielsweise gebe es Pilotprojekte: "Wir haben bei uns ein System entwickelt mit dem wir Bienen identifizieren können, indem wir Flügeladern einscannen. Diese Methoden sind nie so weit entwickelt worden, dass sie routinemäßig verwendet werden können. Es fehlen einfach handliche Geräte und es fehlen Datenbanken und es fehlt an Investition."

Seinen Appell, die Taxonomie zu beschleunigen, untermauert der Bonner Museumsdirektor mit der Feststellung: der größte Teil der Tier- und Pflanzenarten sei schlichtweg noch nicht wissenschaftlich beschrieben und die Bedrohung der Biodiversität eigentlich nicht abschätzbar.

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