Opernrarität im Theater an der Wien

Händels "Giove in Argo"

Am Donnerstag, dem 22. April 2010, war im Theater an der Wien eine Opernrarität zu sehen: Georg Friedrich Händels "Giove in Argo". Die konzertante Aufführung leitete Alan Curtis. Der Dirigent und Cembalist zählt zu den Pionieren der historischen Aufführungspraxis.

Kultur aktuell, 23.04.2010

"Giove in Argo", also "Jupiter auf Argos", war bis vor kurzem eines der letzten Bühnenwerke Georg Friedrich Händels, die in neuerer Zeit noch nie zu hören waren. Erst 2006 und 2007 kam die Oper in zwei verschiedenen neuen Fassungen wieder zur Aufführung.

Für das Opernpasticcio "Giove in Argo" hat Händel Arien und Chöre aus älteren Bühnenwerken zusammengefügt - eine Praxis, der man später mit Misstrauen begegnete. Dies dürfte einer der Gründe dafür sein, warum "Giove in Argo" so lange vernachlässigt wurde. Musikalisch habe das Werk einige Besonderheiten zu bieten, sagt der Barock-Spezialist Alan Curtis, der die konzertante Aufführung am Donnerstag, dem 22. April 2010, im Theater an der Wien geleitet hat.

"Es ist ein wundervolles Stück", sagt Curtis. "Es enthält mehr Chormusik als alle anderen Händel-Opern. Aber das liegt an der Natur des Werks, das von Anfang an mehr wie eine Serenade wirkte und nicht wie eine Oper. Man kann es sehr gut als Konzert aufführen."

Aufführungen in ursprünglicher Orchestrierung

Alan Curtis, 1934 in den USA geboren, war in den 1960er Jahren einer der ersten, der dramatische Werke von Monteverdi bis Mozart in ihrer ursprünglichen Orchestrierung auf die Bühne gebracht hat. Einen bedeutenden Einschnitt markierte etwa seine Rekonstruktion von Monteverdis "Krönung der Poppea", die in den 1960er Jahren in den USA erstmals aufgeführt wurde und dann auch in Europa große Erfolge feierte.

Die Aufführung von Händels "Admeto" 1978 in Amsterdam galt als der erste Versuch, Händels Opernschaffen wiederzubeleben - unter Verwendung historischer Instrumente wie etwa der Theorbe aus der Familie der Lauteninstrumente. Vor allem im Bereich der Bühnenwerke gebe es noch viel Repertoire zu entdecken, sagt Alan Curtis. Und auch die Erkenntnis in Bezug auf historische Aufführungspraktiken wandle sich ständig.

"Immer neue Erkenntnisse"

"Die Forschung hinkt hier etwas hinterher", meint Curtis. "Die Leute haben das Gefühl, wir wüssten bereits alles. Dem stimme ich nicht zu. Nehmen wir Monteverdi: Ich habe sein Werk mein ganzes Leben lang erforscht und bin immer auf neue Erkenntnisse gestoßen. Ich hoffe, ich bekomme noch einmal die Chance, Monteverdi auf Grundlage meines jetzigen Wissens aufzuführen."

1992 gründete Alan Curtis das Orchester Il Complesso Barocco, mit dem er auch im Theater an der Wien auftrat. Hier wird er auch in der kommenden Saison mit drei Händel-Opern gastieren.