Bundespräsidentenwahl 2010
Barbara Rosenkranz hinter Erwartungen
Österreich wird mindestens weitere sechs Jahre auf eine Bundespräsidentin warten müssen. Die freiheitliche Kandidatin Barbara Rosenkranz war am Sonntag weit davon entfernt, Amtsinhaber Heinz Fischer in Gefahr bringen zu können.
8. April 2017, 21:58
Auch das von Parteichef Heinz-Christian Strache vorgegebene Potenzial von 35 Prozent konnte die niederösterreichische Landesrätin nicht annähernd ausschöpfen.
Und selbst ihr eigenes Ziel, das beste Ergebnis eines freiheitlichen Kandidaten bei Präsidentschaftswahlen - also 17 Prozent - zu erzielen, ist nicht erreicht.
"Ergebnis respektabel"
Bei den Freiheitlichen herrschte nicht gerade Jubel, Trubel, Heiterkeit. Trotzdem wollte Parteichef Heinz-Christian Strache nicht von der falschen Kandidatin sprechen, auch wenn diese sogar das eigene Wahlziel von 17 Prozent, das das beste Abschneiden eines freiheitlichen Kandidaten bedeutet hätte, verfehlen dürfte.
Rosenkranz selbst ist nicht glücklich, das Ergebnis sei aber "durchaus respektabel". Bitter für Rosenkranz ist, dass sie in Vorarlberg sogar nur auf Platz drei landete.
Abendjournal, 25.04.2010
ORF - Wahlzentrale FPÖ
Wähler verschreckt
Dass das Abschneiden von Rosenkranz kein blaues Wunder wurde, hat sich die dem rechten Rand der FPÖ angehörende Mutter von zehn Kindern selbst zuzuschreiben. Mit ihrem Herumlavieren in Sachen Verbotsgesetz und ihren nicht minder ausweichenden Antworten zur Existenz von Gaskammern hat sie sowohl das bürgerliche Lager als auch die "Kronen Zeitung" nachhaltig verschreckt.
Dabei hatte es Rosenkranz letztlich der auflagenstärksten Zeitung zu verdanken, dass sie überhaupt von den Freiheitlichen ins Rennen geschickt wurde. Seit sie als einzige der 183 Nationalratsabgeordneten gegen den EU-Vertrag von Lissabon gestimmt hatte, wurde die Landesrätin von "Krone"-Herausgeber Hans Dichand gehätschelt.
Sogar eine Wahlempfehlung war Rosenkranz dem Zeitungszaren wert. Nach ihren zweideutigen Aussagen zur NS-Zeit war es mit der offensiven Unterstützung jedoch vorbei. Auch die ÖVP-Wähler, an die sich die FPÖ eigentlich wenden wollte, kehrten ihr den Rücken zu, umso mehr als bekannt wurde, dass Rosenkranz schon längst aus der Kirche ausgetreten war und ihre Kinder nicht taufen ließ. Schließlich konnte die grau melierte Kandidatin auch die von Heinz-Christian Strache angezogene Jugendschar nicht vom Sitz reißen.
Werdegang
Rosenkranz selbst entstammt einer bürgerlichen Familie, die auf tragische Weise früh zerbrach. Als sie sechs Jahre alt war, verunglückte ihre Mutter bei einem Flugzeugabsturz. Wenig später starb der Vater, die Tochter musste in ein Internat.
Studiert hat sie später Geschichte und Philosophie, allerdings ohne Abschluss. Barbara Rosenkranz lernte ihren Mann Horst-Jakob kennen, gebar zehn Kinder, gab diesen nordische Namen wie Hedda und Alwine und wurde Hausfrau. Als solche bezeichnet sich die vehemente Gegnerin des Feminismus auch noch im Jahr 2010, wo sie gut 15 Jahre Politik am Buckel hat. Faktisch ist mittlerweile der Gatte der Hausmann. Der ist auch der FPÖ zu Rechts, arbeitete er doch einst im Umfeld von NDP-Gründer Norbert Burger oder Gert Honsik. Distanziert hat sich Barbara Rosenkranz von ihm nie, allerdings klar gestellt, dass man nicht immer dieselben politischen Meinungen teile.
Heimat FPÖ
Ihr politischer Aufstieg erfolgte jedenfalls im legalen Spektrum, nämlich innerhalb der FPÖ. 1993 kandidierte sie erstmals für den niederösterreichischen Landtag, neun Jahre später zog sie in den Nationalrat ein - und wurde dort zur letzten freiheitlichen Bastion, als sich das BZÖ abspaltete. Rosenkranz zeigte erstaunliche Disziplin und Willenskraft, als sie wochenlang alleine und später unterstützt nur von Reinhard Bösch in dem umgefärbten Klub die FPÖ-Fahne hoch hielt. Ab da war sie eine Art Ikone in der FPÖ, eine Frau, die ihren Mann stand und mit dem "Gender-Wahn" so gar nichts anfangen konnte.
Unterkühlte Beziehung zu Strache
2008 zog es Rosenkranz heim nach Niederösterreich. Die Landespartei, mittlerweile unter ihrer Führung, eroberte bei der Landtagswahl einen Regierungssitz. Beflügelt durch diesen Erfolg wollte Rosenkranz gleich wieder in den Nationalrat, und zwar als Dritte Präsidentin. Martin Graf wurde ihr vorgezogen, ein erster Riss in der Beziehung zu Strache, die mittlerweile als unterkühlt gilt. Ihr Standing könnte unter dem heutigen Wahlergebnis durchaus leiden, auch wenn die FPÖ wenigstens eine Frau in einer Spitzenposition braucht.
Immer um Fassung bemüht
Eine Enttäuschung ansehen lassen wird sich Rosenkranz wohl nicht - wer sie kennt weiß, die 51-Jährige verliert ihre Fassung nie, schon gar nicht öffentlich. Und an ihren Positionen wird sie weiter festhalten, auch wenn sie im Wahlkampf sogar zu einem Notariatsakt in Sachen Verbotsgesetz gezwungen wurde - aber wie sagte Rosenkranz erst am Freitag bei ihrem Wahlkampf-Ausklang: "Mich kann man nicht biegen und schon gar nicht brechen." (Text: APA)