Erster Kinofilm der Videokünstlerin

Pipilotti als Pepperminta

Seit Beginn der 1990er Jahre erregt die Schweizer Videokünstlerin Pipilotti Rist mit ihren optimistischen und farbenfrohen Arbeiten internationales Aufsehen. Jetzt hat sie den Sprung ins Kino gewagt. In ihrem Debütspielfilm "Pepperminta" lässt sie eine freche Anarchistin die Welt verbessern.

Kultur aktuell, 26.04.2010

Pipilotti Rists Nähe zu Astrid Lindgrens berühmter Figur Pipi Langstrumpf ist hinlänglich bekannt. Ihr verdankt sie nicht nur ihren Künstlernamen, sondern auch ihren künstlerischen Ansatz, nämlich mit Lebenslust und Humor gegen die Tabus und Stereotypen der Welt anzugehen. An Pipi Langstrumpf angelehnt ist jetzt auch die Hauptfigur in Rists Kinodebüt "Pepperminta": Die junge Frau im zuckerlrosa-farbenen Kostüm tanzt über Briefkästen und Autos, eckt mit Autoritäten an und will die Menschen von ihrer Lethargie befreien.

Roter Mund und blaue Spaghetti

Die schwelgerische Farbigkeit hat der Film auch mit Rists Videos gemeinsam. Überhaupt scheint er vielerorts wie ein Konvolut aus den bisherigen Arbeiten der Künstlerin. Mit einem großen Unterschied: Während jene meist ohne oder mit wenig Sprache auskommen, glaubt der Film seine Botschaft an Mann und Frau bringen zu müssen. Nur ist diese so trivial wie einfallslos. Rote Farbe auf den Mund macht Lachen und blaue Spaghetti machen, dass das Herz aufgeht. Pipilotti Rist kontert, "Pepperminta" sei ein Film, der seine Energie nicht aus dem Plot, sondern aus seiner Poesie beziehe.

Harmlose Anarchie

Als eine "Anarchistin der Phantasie" hat die bisher meist wohlwollende Kritik die Künstlerin auf dem Regiestuhl bezeichnet. So harmlos ist Anarchie dann allerdings schon lange nicht mehr gewesen. Das mag damit zusammenhängen, dass Rist ein Kind der 1960er Jahre ist, wie sie auch selber sagt, und den damaligen Kampfansagen gegen Autoritäten und vorgeschriebene Geschlechterrollen nichts Neues hinzuzufügen hat. Da gähnt die Anarchie und die Fantasie mit ihr. Und das ist wohl die Krux an diesem Film: dass er die Fantasie, die er von den Menschen einfordert, selbst nicht besitzt.