Ein ewiger Kreislauf von Materialien
Cradle to Cradle
"Cradle to Cradle" - vom Englischen "Von der Wiege zur Wiege" - lautet ein ökologisches Industrie-Prinzip: Produkte sind dabei am Ende ihres Lebenszyklus Nährstoff für neue Produkte.
8. April 2017, 21:58
In der Natur gibt es keinen Abfall, meint der Chemiker Hanswerner Mackwitz, er ist in Österreich Pionier des "Cradle to Cradle"-Prinzips. Angewandt auf die Wirtschaft bedeutet das: Abfall ist Wertstoff und Nährstoff - sei es als Kompost ODER als Rohstoff für Produkte: "Wir müssen nicht sparen, wenn wir die richtigen, nützlichen Materialien von vornherein verwenden."
Immer mehr Produkte werden öko-intelligent designt: zum Beispiel kompostierbare Stoff-Bezüge für Flugzeugsitze oder Bio-Plastiksackerl - aber auch ganze Häuser sowie die deren Bestandteile - man denke an Baustahl ohne Kupferlegierung oder an spezielle Teppiche, schildert der Chemiker Mackwitz.
"Die Teppiche sind so designt, dass sie auf der Oberschicht zum Beispiel einen ungiftigen Polyamid haben. Und die Unterseite des Teppichs - die ja meist vulkanisiert ist; irgendeine Gummischicht, die meistens stank wie der Teufel - die kann zur Gänze kompostiert werden. Der Schmäh dabei ist, dass man Unter- und Oberschicht mit einem Griff voneinander trennen kann. Das heißt: die Fußbodenbeläge haben jetzt nur noch die Dienstleistung, dass man darauf 25 bis 30 Jahre gehen kann und dann gibt man sie zurück an den Hersteller."
Der daraus neue Teppiche macht. Dieses "Recycling auf hohem Niveau" rentiere sich, so der Chemiker, wenn man zu Beginn die richtigen Materialien wähle - dann etwa fallen keine teuren, Chemikalien-bedingten Arbeitsschutz-Vorkehrungen an.
"Das geht dann weiter bis zum Ende des Produktes, das es ja gar nicht gibt, weil die meisten Produkte werden ja in den technischen Kreislauf wieder eingeschleust und dadurch bleiben die Materialien immer am Leben", erklärt Mackwitz.
Denn wie gesagt, der "Cradle to Cradle"-Ansatz will weg von großen Warenströmen hin zu einer Dienstleistungsgesellschaft, die mit weniger Material und weniger Müll auskommt.
Service
Diskussion, am 29. April findet am Universitäts-Campus in Wien ab 19:00 Uhr eine öffentliche Diskussion zum Thema "Cradle to Cradle" statt.
Cradle to Cradle - Teilnehmer und genauere Informationen zur Disskusionsveranstaltung
alchemia-nova - Cradle to Cradle
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