Acht Fahrerinnen im Chaos unterwegs

Frauentaxis in Kairo

Die Idee eines Frauentaxis macht in Kairo Furore. Viele Frauen nehmen das Angebot gerne in Anspruch gerade weil sich viele von den männlichen Taxifahrern oft angemacht fühlen. Aber es gibt auch Kritik an der Initiative.

Aus Kairo,

Eine Fahrt mit der Taxipionierin

Wie ein Wesen vom Mars starrt man sie an, wenn sie ihr Gefährt durch Kairos Straßen lenkt. Kein Wunder: Inas Ali, eine Frau am Steuer eines Taxis: das hat in der ägyptischen Hauptstadt absoluten Seltenheitswert. Die Idee ihres Frauentaxis macht Furore. Gerade weil sich viele Frauen von den Taxifahrern oft angemacht fühlen. Aber es sind ausgerechnet ägyptische Frauenrechtlerinnen, die über die Idee: "Frau fährt Frau" wenig begeistert zeigen. ORF Nahost-Korrespondent Karim El-Gawhary hat die Taxi-Pionierin bei der Fahrt durch das Chaos von Kairo begleitet und bei den Frauenrechtlerinnen nachgefragt.

Alle drehen sich um

Man hört den Unterschied nicht, Kairos Straßenlärm klingt wie gehabt, aber man sieht ihn. Wo die Fahrerin Inas Ali mit ihrem gelben Taxi vorbeikommt, da dreht sich alles um, stehen die Kiefer der Fahrer im Nebenauto an der Ampel offen. Kein Wunder, sie ist eine von nur acht Taxifahrerinnen in der 18 Millionen Stadt Kairo: „Alle sind total überrascht, wenn sie mich sehen. Die meisten respektieren und ermutigen mich. Viele rufen mir zu, Gott sei mit dir, oder möge Allah dich erhalten, dich segnen und ein Auge auf dich haben“, beschreibt sie ihren Arbeitstag.

Vor neun Monaten hat die geschiedene Mutter von zwei Kindern angefangen. „Damals ist mir eine Anzeige ins Auge, gestochen, als eine Taxifirma Fahrerinnen gesucht hat. Weibliche Fahrer. Da bin ich sofort neugierig geworden“, erinnert sie sich.

Frauen gefragt

Frauen wie Inas sind inzwischen gefragt in der Kairoer Taxibranche. Der Chef ihres Unternehmens Emad Abdel Rahman hat bereits 70 weitere Bewerbungen von Frauen auf seinem Schreibtisch liegen, zu wenige sagt er. Er sucht mindestens 100 Fahrerinnen. „Frauen bringen mehr Einkommen und halten die Autos naturgemäß sauberer. Die Fahrerinnen arbeiten nun bereits seit neun Monaten für uns und es ist keine einzige Beschwerde über sie eingegangen. Unser Fahrer kassieren mindestens einmal pro Woche eine Beschwerde“, erklärt er.

Nachfrage enorm

Eamd hat große Pläne: „Ich möchte, dass eine Frau unsere Garage leitet, dass wir eine Aufseherin haben und auch eine Frau die Buchhaltung führt. Lasst uns sogar die Gerade rosa anmalen“, schwärmt er von seinen zukünftigen Arbeitnehmerinnen.

Aber der Hauptgrund für Emad Fahrerinnen anzustellen simpel und einfach: Die Nachfrage. Jede dritte Anruferin, fragt inzwischen, ob eine Fahrerin kommen könnte. Auch Inas ist vor allem bei Frauen gefragt. Sie hat inzwischen viele Stammkundinnen und arbeitet mehrheitlich als Frauentaxi.

Neue Arbeitsplatzmöglichkeiten

Eine ihrer Kundinnen fasst zusammen, warum sie sich lieber von einer Inas chauffieren lässt. „Das ist eine tolle Idee. Frauen fahren Frauen. Inas fährt nicht so verrückt wie manche Männer. Jetzt haben Frauen einen weiteren Arbeitsbereich erobert. Es ist auch gut, weil mache der männlichen Fahrer ihre Kundinnen anmachen“, sagt Mariam Quraschi.

Nicht alle begeistert

Doch nicht alle sind begeistert, von der Idee eines Frauentaxis. Ausgerechnet ägyptische Frauenrechtlerinnen melden Bedenken an. Die Idee, dass Frauen einen neuen Arbeitsbereich erobern ist gut, meint Nevin Obeid. Doch sie warnt dass das Projekt auch ein weitere Schritt ist, Frauen in der Gesellschaft auszugrenzen. Was freiwillig beginnt, könnte unfreiwillig enden. „Im Moment reden sie davon dass das Frauentaxi als Dienstleistung eine gute Idee sei. Dann wird das zu einer kulturellen und am Ende zu einer religiösen Notwendigkeit. Dann dürfen Frauen nur noch mit Frauen fahren. Am Ende geht es darum Frauen im öffentlichen Leben auszugrenzen“, fürchtet sie.

Inas fährt ihren Weg

Die Taxifahrerin Inas hat ganz andere Probleme, sie steckt gerade einmal wieder in einem der berüchtigten Kairoer Staus fest und die Männer in den anderen Autos glotzen sie wie üblich an. Sie lässt einen halben Meter zur Stoßstange ihres Vordermannes frei. Eine Lücke in die sich sofort der Fahrer mit dem Auto daneben drängt. Er grinst zu Inas rüber. Die nimmt es gelassen und mit einer gesunden Portion Selbstbewusstsein Frauen, sagt sie sind eindeutig die besseren Fahrer.
„Sie haben mehr Geduld, fahre nicht so aggressiv, bleiben ruhig und verstricken sich im Verkehr nicht in Hahnenkämpfe. Sei fahren einfach sicherer,“ lautet ihr Resümee.

Geduldig arbeitet sie sich nach vorne. Gut hundert Meter weiter zieht sie wieder an dem männlichen Drängler vorbei. Ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen.