Ein Land trotzt der Krise

Schweizer Staatsschulden gering

Minarettverbot, Bankgeheimnis, Libyen. Die Schweiz hat derzeit an einigen Fronten zu kämpfen. Wo es aber als Musterschüler dasteht, ist im Bereich Staatsschulden. Hier konnte trotz Wirtschaftskrise rechtzeitig gegengesteuert werden.

Krise besser bewältigt

Die Schweiz kämpft in letzter Zeit mit Image-Problemen. Das Minarettverbot hat international für Aufregung gesorgt, die Schweizer Banken mussten sich den Vorwurf gefallen lassen, mit ihrem Bankgeheimnis Steuersünder aus anderen Ländern zu schützen. Dazu kommt der nach wie vor ungelöste Konflikt mit Libyens Staatschef Gaddafi. Was den Schweizern momentan weniger Sorgen macht, ist die Wirtschaft. Verglichen mit Österreich kommt die Schweiz nämlich deutlich besser aus der Krise.

Bessere Ausgangslage

Mehr Wirtschaftswachstum heuer und im nächsten Jahr, weniger Arbeitslosigkeit, und deutlich weniger Staatsschulden als Österreich - die Schweizer Nachbarn haben die Krise deutlich besser überstanden.

Woran das liegt, erklärt Aymo Brunetti, er ist Chefökonom der Schweizer Regierung: Die Schweiz hatte eine bessere Ausgangslage mit einer gestärkte Binnenwirtschaft, keine Immobilienprobleme und einer bessere Ausgangslage bei den Staatsschulden.

Schuldenstand gering

Was auffällt, sind tatsächlich die deutlich niedrigeren Staatsschulden in der Schweiz. Zum Vergleich: die Staatsverschuldung in der Euro-Zone liegt derzeit bei durchschnittlich 84 Prozent der Wirtschaftsleistung, in der Schweiz liegt sie bei 40 Prozent, also weniger als die Hälfte.

Schuldenbremse ab 2003

Der Grund geht zurück auf die 90-er Jahre. In dieser Zeit hatten die Schweizer lange Zeit mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen, die Staatsschulden sind explodiert. Um dem wachsenden Schuldenberg einen Riegel vorzuschieben, hat man im Jahr 2003 die sogenannte Schuldenbremse beschlossen, sagt Aymo Brunetti. Die Budgetregel zwingt in guten Zeiten Überschüsse zu machen, womit man Schulden in schlechten Zeiten vorbeugt.

Budgetüberschuss war möglich

Selbst im Krisenjahr 2009 hatten die Schweizer so ihren Haushalt fest im Griff. Statt eines riesigen Defizits haben sie im vergangenen Jahr sogar einen Budgetüberschuss erwirtschaftet. Davon können viele Euro-Länder nur träumen.

Was den Schweizern geholfen hat, war aber nicht nur die Budget-Disziplin der letzten Jahre. Zum Beispiel ist der Export nicht so stark eingebrochen, wie in Österreich. Denn die Schweizer exportieren zum Beispiel deutlich mehr chemische Produkte als Österreich, und die gelten einigermaßen krisenfest.

Zuwanderung hat geholfen

Dazu kommt, dass in der Schweiz - ähnlich wie in Österreich - der Konsum im Inland stabil geblieben ist.

Chefökonom Aymo Brunetti führt das maßgeblich auf die Zuwanderung von qualifizierten Arbeitnehmern zurück, viele von ihnen sind zuletzt aus Deutschland in die Schweiz gekommen. Damit gibt es auch neue Konsumenten und mehr Neubauten werden nötig.

EU-Beitritt derzeit kein Thema

Auf die Frage, ob das Minarett-Verbot dem Image der Schweiz als weltoffenes Land schadet, und damit auch der Schweizer Wirtschaft, sagt Brunetti: Volksentscheidungen seien in der Schweiz ein hohes Gut, das müsse man akzeptieren, auch wenn man anderer Meinung sei.

Insgesamt hat die Schweiz die Wirtschaftskrise also besser überstanden als viele andere europäische Länder. Ein EU-Beitritt ist auch aus diesem Grund in naher Zukunft nicht in Sicht, sagt der Chefökonom der Schweizer Regierung.