80 Prozent Flächenverlust binnen 50 Jahren

Lebensraum Trockenrasen wird verdrängt

Wer beim Verlust von Artenvielfalt ausschließlich an Tiere und Pflanzen denkt, vergisst die Lebensräume, die Biotop-Typen. Intakte Lebensräume sind notwendig, um das Zusammenleben von Pflanzen und Tieren bzw. die höchst komplexe Vernetzung der diversen Arten zu erhalten.

Anlässlich der Wissen-Aktuell-Serie zum Internationalen Jahr der Biodiversität schildert Franz Essl, Ökologe beim Umweltbundesamt (Abteilung Biologische Vielfalt & Naturschutz), wie es um den Lebensraum-Typ "Trockenrasen" in Österreich bestellt ist:

"Wer im Hochsommer in der Nähe von Wien durch die sonnendurchglühte Perchtoldsdorfer Heide spazieren geht, der wird nicht unbedingt annehmen, dass er über eine der wertvollsten Lebensräume in Österreich spaziert. Denn Trockenrasen oder Trockenwiesen gehören zu den artenreichsten Blumenwiesen, die es bei uns gibt. Diese Trockenheit führt nämlich dazu, dass konkurrenzschwache Arten aus dem Süden bei uns Refugialgebiete gefunden haben (zum Beispiel viele Orchideen-Arten). Obwohl dieser Lebensraum ein sehr artenreicher Lebensraum ist, ist er in den letzten Jahrzehnten in Ö sehr stark zurück gegangen; man nimmt an, dass mehr als 80 Prozent der Fläche, die nach dem Zweiten Weltkrieg vorhanden war, heute nicht mehr existiert. Es gibt zwei Gründe für diesen starken Flächenverlust: einerseits die Aufgabe der schwierigen Nutzung und zweitens: auf Standorten, die besser nutzbar sind, wurden diese Flächen umgewandelt - zum Beispiel in Äcker. Was kann man aber tun, um diese Flächen zu erhalten? Das eine ist die Nutzung im ÖPUL, das ist das österreichische Programm für eine umweltgerechte Landwirtschaft, entsprechend zu fördern; das zweite ist, dass man auch versucht, neue, innovative Lösungen für die Verwertung von Trockenwiesen- oder Trockenrasen-Heu zu finden. Und hier ist die Bereitstellung von Heu für die Pferdehaltung ein ganz wesentlicher Abnehmermarkt - weil eine große Gefahr für Pferde ist, wenn sie zu stark gedüngtes Wiesen-Heu fressen, dass sie Koliken bekommen; und daher ist das Heu von Trockenrasen ideal für Pferde."