Nach Ölpest im Golf von Mexiko

Auf BP kommen enorme Kosten zu

Es könnte noch Monate dauern bis der Öl-Austritt im Golf von Mexico gestoppt ist. Mit dieser frustrierenden Aussicht wird der Druck auf den BP-Konzern immer größer. Die Höhe der Kosten lässt sich noch nicht abschätzen, BP dürfte aber daran nicht zugrunde gehen.

Mittagsjournal, 04.05.2010

2009: 17 Mrd. Dollar Gewinn

Fast sechs Milliarden Dollar Gewinn hat BP gemacht, und das nur in den Monaten Jänner, Februar und März. Im gesamten Vorjahr hat der Gewinn fast 17 Milliarden Dollar ausgemacht, und das in einem für die Ölindustrie schwachen Jahr. Über 80.000 Menschen arbeiten weltweit für BP, der Konzern betreibt mehr als 22.000 Tankstellen und fördert Öl und Gas in 30 Ländern.

Geschätzer Schaden: Bis zu 14 Mrd. Dollar

Es ist also ein höchst profitabler Weltkonzern, der das Desaster im Golf von Mexiko zu verantworten hat. Welche Kosten auf BP zukommen, lässt sich nur schwer abschätzen. Die Arbeiten, die derzeit schon im Gang sind, kosten etwa sechs Millionen Dollar pro Tag. Zieht man frühere Öl-Katastrophen als Vergleich heran, schätzen Experten die Gesamtkosten für BP auf bis zu 14 Milliarden Dollar.

BP bekennt sich zur Verantwortung

BP-Chef Tony Hayward versucht, Fehler anderer Konzerne bei früheren Unfällen nicht zu wiederholen. Er bekennt sich zur Verantwortung von BP. In Interviews weist er zwar immer wieder darauf hin, dass es die Schweizer Firma Transocean war, die im Auftrag von BP die Bohrplattform betrieben hat. Er bekennt sich aber zur Verantwortung von BP.

Katastrophenfonds seit Exxon-Valdez

BP wird alle begründeten Forderungen anerkennen, so die offizielle Sprachregelung des britischen Konzerns. Da schwingt die Hoffnung mit, dass in den sicher bevorstehenden Gerichtsverfahren nicht alle Forderungen tatsächlich anerkannt werden. Ähnlich war die Strategie von Exxon-Mobil nach dem Tanker-Unglück vor Alaska im Jahr 1989. Als Folge der damaligen Katastrophe hat die Ölindustrie in den USA einen Fonds eingerichtet. Darin sind inzwischen 1,6 Milliarden Dollar, die BP jetzt zu Gute kommen könnten.

Großer Image-Schaden

Noch teurer als der Schadenersatz könnte für BP aber der Image-Schaden werden. Jahrelang hat sich BP bemüht, sich als Umwelt-Musterschüler unter den Ölkonzernen darzustellen. Vor zehn Jahren hat sich BP ein neues Logo gegeben, eine grün-weiß-gelbe Sonne. BP investiert in Sonnen- und Windenergie-Projekte und hat 500 Millionen Dollar in die Entwicklung von Bio-Treibstoffen gesteckt.

Gegipfelt hat der Öko-Werbefeldzug im Versuch, den Namen umzudeuten - von British Petrol auf Beyond Petrol, also jenseits des Öls. So sehr BP nach außen hin um ein grünes Image bemüht war - im Alltagsgeschäft hat sich das kaum ausgewirkt. 99 Prozent der Einnahmen stammen aus dem Geschäft mit Öl und Gas, nicht einmal ein Prozent aus alternativen Energien.

Das Bild vom angeblich sauberen Öl-Konzern könnte aber gravierend sein, wenn der Konzern auf Dauer mit Bildern von verseuchten Küstengebieten und sterbenden Tieren verbunden bleibt.

Anleger bleiben treu

Kenner der Ölbranche an den Finanzmärkten glauben aber, die Anleger werden sich auf Dauer davon nicht beeindrucken lassen. Zwar hat der Aktienkurs von BP zuletzt stark nachgegeben, das Unternehmen ist theoretisch um 23 Milliarden Dollar weniger wert als vor der Katastrophe. Die Anleger sehen auf Dauer aber kein Hindernis, dass BP mit dem Öl- und Gasgeschäft nicht wieder Milliarden verdienen sollte.