K'Naan, der Hip-Hopper aus Somalia

8. April 2017, 21:58

Er selbst nennt sich "Dusty Foot Philosopher" - "Der Philosoph mit den staubigen Füßen". Der Sänger K'Naan hat in seinem jungen Leben schon viel erlebt, und einiges überlebt: Davon handeln seine Lieder.

K'Naan wurde 1978 als Keinan Abdi Warsame in Mogadischu, in Somalia geboren. Auch als er aufwuchs, herrschte Bürgerkrieg in seinem Land, und K'Naan spielte mit seinen Freunden inmitten von Gewalt und Unsicherheit. In seinen Liedern, die die sogenannten Gangsta-Rapper des US-Hip-Hop wie Poseure aussehen lässt, erzählt er ungeschminkt vom Leben auf der Straße:

"Es brach alles auseinander, es wurde gekämpft, die Straßen brannten, Es gab kein Vertrauen mehr, und man wusste nicht, ob man vom nächsten Tag noch sprechen soll, denn deine Freunde konnten morgen schon tot sein. So etwas kann man nur schwer in Worte fassen, und darum habe ich mich entschlossen, darüber Musik zu machen."

"Sprache ist wichtig"

Er hatte Glück und mit seiner Familie konnte er Mogadischu noch verlassen. Erst kam K'Naan nach Amerika, nach Harlem, wo er sich erst einmal die neue Sprache aneignen musste.

"Sprache ist sehr wichtig", meint er. "Zu Hause haben wir uns über die Sprache definiert. Du warst jemand, wenn du dich gut artikulieren konntest. In Amerika konnte ich erst einmal nichts verstehen oder sprechen. Da habe ich dann viel Musik gehört und so die neue Sprache gelernt. Und sobald ich mich wieder artikulieren konnte, habe ich versucht, mich mit meiner Vergangenheit zu versöhnen."

Nun lebt er seit einigen Jahren in Kanada und macht Musik, die sich nur schwer einordnen lässt. Mal rasselt er Reime herunter wie ein wildgewordener Hip-Hopper, mal spielt er fast traditionell, begleitet nur von seinem Freund Rayza an der Trommel, mal singt er mit den Britpoppern von Keane – K'Naan hält sich an keine Genre-Grenzen, denn sie interessieren ihn nicht.

"In Großbritannien habe ich einen Preis für Weltmusik bekommen, und für die gleiche Musik eine Auszeichnung als das beste Hip-Hop-Album in Kanada. Andere nennen es Folk-Musik", erzählt er. "Es war keine bewusste Entscheidung, Musik so zu machen, wie ich es jetzt tue - diese Musik ist einfach das Ergebnis meiner Erfahrungen. Ich weiß nicht, wie man sie nennt, aber mir gefällt sie!"

In 150 Ländern veröffentlicht

Auch in aktuelle politische Debatten mischt sich K'Naan immer wieder ein. So machte er in einem Interview deutlich, dass die heute Piraten genannten somalischen Fischer sich anfangs einfach dagegen gewehrt haben, dass in ihren Fischgründen skrupellos der Müll der Industrieländer abgeladen wurde.

Und K'Naan ist sich seiner politischen Wirkung bewusst: "Es ist nicht einfach. Wenn es nur für Somalier wäre, dann wäre das anders, aber sobald es in der Welt wahrgenommen wird, dann ergreifen die Menschen Partei. Und es gibt Leute, die nicht wollen, dass meine Musik gehört wird."

Doch nun hat K'Naan einen Coup gelandet, der seiner Popularität, und vielleicht auch seiner Botschaft einen Schub gibt: K'Naan hat die offizielle Hymne zur Fußball-WM in Südafrika geschrieben. Sein Stück "Wavin' Flag" läuft nun rund um die Uhr zur Spielberichterstattung und wird in 150 Ländern der Welt veröffentlicht. Dazu entschärfte er den kritischen Text ein wenig. Aber er freut sich, dass auf diese Weise noch mehr Menschen nun vielleicht auch seine anderen Geschichten aufmerksamer hören wollen.

Text: Holger Zimmer