Sorge wegen hoher Defizite
EU-Prognose: Raschere Erholung
Die Wirtschaft der Europäischen Union erholt sich etwas rascher von der Krise als bisher angenommen. Das geht aus der neuesten Frühjahrsprognose der EU-Kommission hervor. Sowohl was Wirtschaftwachstum als auch Arbeitslosigkeit betrifft, werden günstigere Werte angenommen. Risiken bergen aber die hohen Defizite einiger EU-Länder, hebt die Kommission hervor.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 05.05.2010
Steigerung, aber immer noch schwach
Die EU-Kommission sagt in ihrer Frühjahrsprognose eine raschere Wirtschaftserholung als bisher erwartet voraus. Österreichs Wirtschaft wird demnach 2010 um 1,3 Prozent wachsen, das ist um 0,2 Prozentpunkte besser als noch vor einem halben Jahr angenommen. In den EU-27 bessert die Kommission ihre Prognosen um einen Viertel Prozentpunkt nach oben und geht von einem Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr von 1,0 Prozent aus. Für die Eurozone beläuft sich die Vorausschätzung auf 0,9 Prozent, was einer Steigerung von 0,2 Punkten gegenüber der Herbstprognose bedeutet.
Arbeitslosigkeit weniger groß
Was die Arbeitslosenzahlen betrifft, gibt es von der EU-Kommission ebenfalls erfreuliche Nachrichten. Lagen die Erwartungen vor einem halben Jahr noch bei einer Arbeitslosenrate von 10,7 Prozent für die EU, werden in der Frühjahrsprognose nur mehr 9,8 Prozent angegeben. Für Österreich sagt die EU-Kommission eine Arbeitslosenrate von 5,1 Prozent für das laufende Jahr voraus, und 5,4 Prozent für 2011.
Unterschiedliche Geschwindigkeit
Die Brüsseler Behörde bestätigt damit, dass sich die Wirtschaft in der EU langsam erholt. Nach der tiefsten Rezession in ihrer Geschichte wird für 2011 ein Wachstum von 1,7 Prozent für die EU-27 und von 1,5 Prozent für die Eurozone erwartet. Die Geschwindigkeit des Aufschwungs falle innerhalb der EU-Staaten unterschiedlich aus, abhängig von den jeweiligen Gegebenheiten.
Aufschwung dank Defiziten
Ausschlaggebend für die wirtschaftliche Wiederbelebung seien die befristeten haushaltspolitischen Maßnahmen, die jedoch auch das öffentliche Defizit erhöhten, das 2010 in der EU auf 7,2 Prozent steigen dürften, bevor es 2011 einen Rückgang auf 6,5 Prozent geben sollte. Für Österreichs Budget weist die Kommission in ihrer Frühjahrsprognose für heuer ein Minus von 4,7 Prozent auf. 2011 erwartet die EU-Kommission aber lediglich eine minimale Reduktion auf 4,6 Prozent, während die Bundesregierung 4,0 Prozent vorsieht.
Sorge um Finanzstabilität
EU-Wirtschafts- und Währungskommissar Olli Rehn sprach zwar von "guten Neuigkeiten" für Europa, doch müsse man nun dafür sorgen, dass das Wachstum nicht durch Risiken im Zusammenhang mit der Finanzstabilität beeinträchtigt werde.
Portugal doch kein Sorgenkind
Die EU-Kommission bestätigt in ihrer Frühjahrsprognose außerdem, dass neben Griechenland auch Spanien und Irland zu den Sorgenkindern der Eurozone in den Bereichen Budgetdefizit sowie Arbeitslosigkeit gehören. Gar nicht so schlechte Daten weist Portugal auf. Außerhalb der Eurozone sticht Großbritannien mit dem in der EU höchsten Budgetdefizit für das laufende Jahr von 12,0 Prozent hervor.
Zweistellige Neuverschuldungen
Für Griechenland, für das die EU einen 110-Milliarden-Rettungsplan bereitstellt, wird heuer ein Budgetdefizit von 9,3 Prozent und für 2011 von 9,9 Prozent vorhergesagt. Für Irland wird eine Neuverschuldung von 11,7 Prozent 2010 und von 12,1 Prozent 2011 prognostiziert. Spanien liegt zwar heuer mit einem zu erwartenden Budgetdefizit von 9,8 Prozent hoch, doch wird für 2011 mit einem Rückgang auf 8,8 Prozent gerechnet. Portugals Defizit wird für dieses Jahr mit 8,5 Prozent angenommen und für 2011 ein Sinken auf 7,9 Prozent erwartet. Bei Großbritannien sieht es heuer mit 12,0 Prozent zwar am schlechtesten aus, doch soll das Nicht-Euroland im nächsten Jahr eine Neuverschuldung von nur mehr 10,0 Prozent aufweisen.
Schlusslicht Griechenland
Was das Wirtschaftswachstum betrifft, schaut es innerhalb der Eurozone für Griechenland mit minus 3,0 Prozent für heuer am schlechtesten aus, 2011 soll es nur mehr ein minus von 0,5 Prozent geben. Die Vergleichszahlen für Irland sind (-0,9/+3,0), Spanien (-0,4/+0,8), Portugal (+0,5/+0,7) und Großbritannien (+1,2/+2,1). Das heißt, dass in der Eurozone und auch in der gesamten EU-27 im nächsten Jahr laut Prognose nur Griechenland ein Minus beim Wirtschaftswachstum aufweist, alle anderen Länder ein Plus.