Dynamische Veranstaltung in Dakar

Biennale für afrikanische Gegenwartskunst

Alle zwei Jahre treffen sich Künstler, Kuratoren, Kritiker, Sammler und Kunstinteressierte in der senegalesischen Hauptstadt Dakar: Die westlichste Stadt Afrikas, auf einer Halbinsel im Atlantik gelegen, ist Austragungsort der Biennale für afrikanische Gegenwartskunst, genannt "Dak'Art".

Mittagsjournal, 06.05.2010

Die Republik Senegal, die vor 50 Jahren die Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Frankreich erlangt hat, versteht sich als Westafrikas kulturelles Zentrum - daher der hohe Stellenwert, der der Biennale als Plattform für aktuelle Kunst zugestanden wird: hier präsentiert sich Afrika der internationalen Kunstwelt. Am Freitag, 7. Mai 2010 wird die neunte Ausgabe der Biennale "Dak'Art" eröffnet.

Biennale in der ganzen Stadt

Viel zu tun gibt es in den letzten Tagen vor der offiziellen Eröffnung - und zwar nicht nur in der Nationalgalerie und dem IFAN Musée d'Art Africain, wo die Hauptausstellungen eingerichtet werden. Die Dakar-Biennale breitet sich über die ganze Stadt aus: im Rahmen von "Dak'Art Off", dem ergänzenden Nebenprogramm, werden Geschäfte, Restaurants, Hotels, Ateliers und Galerien zu Biennale-Ausstellungsräumen. Koordiniert das umfangreiche Off-Programm vom italienischen Künstler Mauro Petroni, der seit über 20 Jahren in Dakar lebt. Eine große Überraschung, so Petroni, ist die Vielzahl an Projekten, die 2010 zustande kommen: rund 200 Orte gibt es zu besuchen.

Bei der Off-Schiene kann jeder Künstler mitmachen - ohne Teilnahmekriterien, nur die Anmeldung muss rechtzeitig erfolgen, um im Katalog vertreten zu sein. Anders ist das bei der Hauptausstellung: die Künstler müssen in einem Afrikanischen Land ansässig sein und bewerben sich im Vorfeld um die Teilnahme. Ausgewählt werden sie von einer fünfköpfigen Jury, der auch der Sammler und Kurator Sylvain Sankalé angehört. Ihm ist aufgefallen, dass derzeit ein bestimmtes Thema immer wieder aufgegriffen wird: das Phänomen der Migration, vor allem anhand der persönlichen Erfahrungen der Künstler. Die Beschränkung der Reisefreiheit, so Sylvaine Sankale, macht es vielen Künstlern unmöglich, im Ausland auszustellen und am internationalen Kunstgeschehen teilzunehmen.

Keine Länderpräsentationen

Als panafrikanische Leistungsschau aktuellen Kunstschaffens ist die Biennale "Dak'Art" die bedeutendste Veranstaltung ihrer Art. Panafrikanisch bedeutet, dass die Werke hier nicht nach nationaler Herkunft der Künstler sortiert sind, wie etwa bei der Biennale in Venedig, sondern dass Afrika als ein - wenn auch heterogener - Kontinent präsentiert wird. Die Vielfalt afrikanischer Kulturen, Traditionen und Geschichte mittels der zeitgenössischen Kunst zu reflektieren, bedeute, so Biennale-Generalsekretär Ousseynou Wade, sich die Identitätsfrage zu stellen: Wie sieht Afrika sich selbst, wie stellt man sich nach außen dar, und wie wird man von der Welt gesehen?

1990 fand die Biennale erstmals statt. Jetzt, im zwanzigsten Jahr ihres Bestehens, ist sie eine etablierte, jedoch dynamische Veranstaltung - beschränkten finanziellen Mitteln und organisatorischen Schwächen zu Trotz. Dass man zu improvisieren weiß, wird hier auf der Ebene eines international beachteten, kulturellen Großereignisses bewiesen.