Martin Prinz, Autor und Wanderer

Über die Alpen

Über die Alpen ist der österreichische Autor Martin Prinz gewandert. Von Triest nach Monaco. "Über die Alpen" heißt auch sein neues Buch, das jetzt im Bertelsmann Verlag erschienen ist.

Kulturjournal, 06.05.2010

Zuletzt war der 37-jährige gebürtige Niederösterreicher mit "Der Räuber" in den Schlagzeilen - die Verfilmung seines gleichnamigen Debütromans durch Benjamin Heisenberg wurde von der Kritik viel gelobt und war ein Kinoerfolg. Der Protagonist, der da auf waghalsige Raubfeldzüge ging, ist ein Hochleistungssportler und das hat er mit Martin Prinz gemeinsam. "Schriftsteller und Ausdauersportler" steht in seiner Biografie und als Schriftsteller und Ausdauersportler hat er anno 2008 den Roten Weg in Angriff genommen.

"Der Rote Weg ist Teil des EU-Projektes 'Via Alpina', das seit dem Jahr 2000 die privaten und öffentlichen Akteure der acht Alpenstaaten zur gemeinsamen Aufwertung des Natur- und Kulturerbes und zum Erfahrungsaustausch über die Grenzen hinweg vereint", verrät die Via-Alpina-Startseite im Internet. Kartografische Daten gibt es da, Tourentagebücher, Fotos und Geländeaufnahmen. Die Daten: Rund 130.000 Höhenmeter und 2.500 Kilometer - eine Wegstrecke zum Gutteil auf historischen Routen, erklärt Martin Prinz.

Turbulente Sommerwochen

Viereinhalb Monate war der Schriftsteller dann unterwegs, mehrmals hat er den Alpenhauptkamm überquert - von Triest über Österreich, Bayern, Liechtenstein und die Schweiz nach Monaco. Viereinhalb Monate mit einem 25-Kilo-Rucksack auf dem Rücken, mit Zelt, Schlafsack und einem Nokia Communicator.

Martin Prinz war mittendrin in den turbulenten Sommerwochen des Jahres 2008 - Irland lehnt den Lissabon-Vertrag ab, mit dem Einmarsch georgischer Truppen in Südossetien weitet sich der Kaukasus-Konflikt aus, und in den USA steht die Insolvenz von Lehman Brothers kurz bevor.

Tagebuch mit Naturschilderungen

Am Schauplatz Alpen wollte Martin Prinz denn auch - wie er gleich am Beginn ankündigt - "die Auswirkungen des viel beschworenen Strukturwandels als Wegweiser einer weltweiten Entwicklung erkennen".

Martin Prinz denkt nach über das Verschwinden bäuerlicher Kulturen, über die Geschichte der Landschaft und ihre Gegenwart, über die Bankenkrise, seinen Großvater und seinen Onkel, der am Mount Everest tödlich verunglückt ist. Er schildert die Beschwerlichkeiten und Gefahren seiner Tour, erzählt von Angst und Einsamkeit und von seiner schwangeren Freundin, von der er sich kurz vor der Reise getrennt hatte. Tagebuch, persönliche Notizen, Landschafts- und Naturschilderungen, zeitgeschichtliche Verortung, politische Reflexion - all das führt Martin Prinz in dieser literarischen Dokumentation zusammen.

Seiner Wiener Wahlheimat hat Martin Prinz nach seiner Wanderung den Rücken gekehrt. Er lebt jetzt im Großen Walsertal, mitten in den Alpen, und in 30 oder 40 Jahren möchte er sich noch einmal auf den Weg machen - auf den Roten Weg.

Textfassung: Ruth Halle

Service

Martin Prinz, "Über die Alpen. Von Triest nach Monaco - zu Fuß durch eine verschwindende Landschaft", C. Bertelsmann Verlag

C. Bertelsmann - Über die Alpen
Via Alpina