Museum für Völkerkunde zeigt 500 Exponate

James-Cook-Ausstellung in Wien

Das Wiener Museum für Völkerkunde widmet ab Mittwoch, 12. Mai 2010 dem Seefahrer und Entdecker James Cook eine umfangreiche Ausstellung. Rund 500 Exponate wurden dafür erstmals seit den drei Reisen von Cook aus Museen und Privatsammlungen aus aller Welt zusammengetragen.

Mittagsjournal, 11.05.2010

Kurator der Schau "James Cook und die Entdeckung der Südsee" ist Christian Feest, der Direktor des Museums, selbst. Im Interview spricht er über die auf 1.400 Quadratmeter angelegte Ausstellung.

Zweitgrößte Cook-Sammlung der Welt

Mit der durchaus auch hohe Besucherquoten versprechenden Ausstellung kann das Wiener Museum für Völkerkunde einen absoluten Trumpf der eigenen Sammlung ausspielen. Denn nach der ethnologischen Sammlung Göttingen besitzt es die größte Cook-Sammlung der Welt. Was wiederum der habsburgischen Sammelleidenschaft zu verdanken ist.

"Als in Wien im Jahre 1806 bekannt wurde, dass in London diese große, dreimonatige Auktion stattfinden würde, hat Kaiser Franz einem Mitarbeiter des Naturalienkabinetts den Auftrag gegeben, nach London zu fahren und dort spezifisch Gegenstände zu erwerben, die aus den Sammlungen von James Cook stammen", erzählt Christian Feest.

Drei Weltumsegelungen

Seinen bis heute tief ins historische Gedächtnis eingegrabenen Ruhm verdankt James Cook seinen drei Weltumsegelungen zwischen 1768 und 1779 und den damit verbundenen Entdeckungen. Die von der britischen Admiralität finanzierten Reisen dienten dabei sowohl geostrategischen als auch wissenschaftlichen Interessen und wurden von einem internationalen Team von Künstlern und Wissenschaftlern begleitet.

"Wenn wir heute die EU haben und Forschungskooperationen: Im 18. Jahrhundert waren das die Cook'schen Reisen, wo jenseits staatlicher Grenzen Leute zusammengekommen sind um die Welt zu erforschen und zu erkennen. Es war in gewisser Weise die Raumfahrt des 18. Jahrhunderts. Mit den Cook'schen Reisen ist die Erschließung der Welt in groben Zügen abgeschlossen gewesen", so Feest.

Erkenntnisse und Klischees

So vermittelt denn auch die Schau neben zahlreichen Kulturdokumenten der Völker der pazifischen Inselwelt mit ihren vielen Gemälden, sonstigen wissenschaftlichen Zeichnungen und Geräten ein umfassendes Bild eines der größten Forscher der Aufklärung - der dennoch neben den objektiven Erkenntnissen auch ein bis heute nachwirkendes Klischee der Südsee nach Europa transportierte, erklärt der Völkerkundemuseumschef Christian Feest:

"Das ist ein merkwürdiger Gegensatz, dass diese Leute, die im Geist der Aufklärung versucht haben, die Welt auf der Grundlage der Vernunft zu erklären, mit der Grundlage einer romantischen Verklärung der Südsee zurückgekommen sind, wo alle Stereotype über edle Wilde zu neuem Leben erwacht sind: weite Strände und sexuelle Freizügigkeit, alles, was man in Europa nicht hatte, war dort vorhanden - da musste man ja ins Träumen kommen."

Zusammenlegung mit Volkskunde-Museum

Mit einer auch international großes Aufsehen erregenden Ausstellung wie dieser wird Christian Feest wohl auch auf dem Weg zur Ausgliederung aus dem Konzern des kunsthistorischen Museums und zur Zusammenlegung mit dem Museum für Volkskunde einen Schritt weiterkommen: "Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist nur zehn Prozent unserer Schausammlung ausgestellt. Da ist ein Mangel an Finanzierung vorhanden, den wir überwinden müssen und der auf andere Weise gegenwärtig nicht erreichbar erscheint. Insofern ist das ein wirklich vordringliches Projekt von uns. Wir wollen wieder offen sein. Diese Ausstellung ist nur ein Beispiel dafür, was wir machen können im Rahmen einer Sonderausstellung. Aber die dauerhafte Präsenz ist nur möglich, wenn unsere Schausammlung geöffnet ist", so Feest.

Ab 12. Mai 2010 wird jedenfalls neben der James-Cook-Schau auch die Sammlung Süd-, Südostasien und Himalayaländer mit der Ausstellung "Götterbilder" im Museum für Völkerkunde wieder zu sehen sein.

Service

James Cook und die Entdeckung der Südsee, 12. Mai 2010 bis 13. September 2010, Museum für Völkerkunde, Ö1 Club-Mitglieder erhalten Ermäßigung (2 EUR)

KHM - Museum für Völkerkunde