April-Inflation zwei Prozent

Euroschwäche verteuert Treibstoffe

Das Leben in Österreich ist im April im Durchschnitt um zwei Prozent teurer geworden. Hauptgrund für die Teuerung ist der starke Anstieg der Treibstoffpreise. Und wegen der Euroschwäche wird das auch so weitergehen, sagen Experten.

Mittagsjournal, 18.05.2010

Sonst nur ein Prozent

Treibstoffe haben im April um 22 Prozent mehr gekostet als im April des Vorjahres. Das hat die Ausgaben für den Bereich Verkehr um fünf Prozent steigen lassen. Damit sind die Kosten für Treibstoff der Hauptfaktor, warum die Preise insgesamt im Schnitt um zwei Prozent gestiegen sind. Rechnet man die Treibstoffpreise heraus, hätte die Inflation nur gut ein Prozent betragen.

Wirkung auch auf andere Bereiche

Gestiegen sind auch die Kosten für Wohnen, und zwar um knapp drei Prozent, wobei da auch die steigenden Kosten für Wasser und Energie einfließen. Bei der Haushaltsenergie ist der Preis für Heizöl hauptverantwortlich für den Anstieg. Heizöl hat im April um 30 Prozent mehr gekostet als vor einem Jahr. Der Gaspreis ist dagegen um fünf Prozent zurück gegangen. Billiger geworden sind unter anderem Autos und Flugtickets.

Preisauftrieb geht weiter

Diese Entwicklung wird so weitergehen, erwartet Josef Baumgartner, Inflations-Experte am Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO). Denn durch die Schwäche des Euro spüren wir die ohnehin steigenden Ölpreise umso stärker. "Einige Rohstoffe, insbesondere Rohöl, werden auf den internationalen Märkten auf Dollar-Basis gehandelt." Daher habe man in den nächsten Monaten mit einem stärkeren Preisauftrieb von verarbeiteten Mineralölprodukten zu rechnen.

Auch Elektronik wird teurer

Bei Ölprodukten zeigt sich ein Preisanstieg noch dazu sehr schnell, weil die Ölfirmen ihre Preise täglich ändern. Der selbe Trend - höhere Preise durch den schwachen Euro - gilt aber auch für andere Produkte, die von außerhalb der Eurozone importiert werden und für die es in der EU keinen Ersatz gibt. Dazu gehörten Elektronikprodukte aus Asien, "zum Beispiel das iPhone und solche Dinge".

Auch Vorteile

WIFO-Experte Josef Baumgartner weist aber darauf hin, dass der schwache Euro für die Wirtschaft der EU-Länder auch Vorteile hat: Firmen tun sich leichter, ihre Produkte in den Dollar-Raum, etwa in die USA zu verkaufen.

Inflationsgefahr durch EZB-Politik?

Eine andere Befürchtung, wonach die Inflation in nächster Zeit steigen könnte, betrifft die Europäische Zentralbank. Sie hat ja angekündigt, Euro-Staaten direkt Geld zu borgen. Das heißt nichts anderes, als dass die EZB zusätzliches Geld auf den Markt bringt. Mehr Geld in Umlauf heißt, das Geld wird weniger wert, und wir haben Inflation. Ob diese Rechnung wirklich so einfach funktionieren wird, darauf will sich Wirtschaftsforscher Josef Baumgartner nicht festlegen. Eine derartige Ausweitung der Geldmenge schlage sich nur sehr langfristig auf die Inflation durch. Deshalb zu sagen, dass die EZB das Ziel der Preisstabilität über Bord geworfen hat, gehe zu weit. Die EZB müsse aber glaubhaft machen, dass sie entschlossen sei, das Geld abzuziehen, sobald sich die Wirtschaft wieder erholen sollte.