Führung der Demonstranten gibt auf

Tote und Chaos in Bangkok

Wegen der Eskalation der Gewalt in Bangkok will die thailändische Regierung ab heute Abend eine 6-stündige Ausgangssperre verhängen. Die Proteste sind in den vergangenen Tagen außer Kontrolle geraten. Bei Kämpfen zwischen Demonstranten und Armee sind bisher mindestens 25 Menschen ums Leben gekommen.

Mittagsjournal, 19.05.2010

Führung kapituliert, Basis nicht

Vier Anführer der Rothemden werden abgeführt. Sie haben sich den Sicherheitskräften gestellt. Sie wollen weitere Verluste vermeiden, ihr Kampf ist - so scheint es - vorerst zu Ende. Aber im Hintergrund hört man Granaten, Schüsse und das sagt eigentlich schon alles: Die Führung der Regierungsgegner kapituliert, nicht aber der harte Kern der Demonstranten, die seit März zu tausenden ein etwa drei Quadratkilometer großes Gelände im Geschäftsviertel besetzt halten. Die Basis will anscheinend weiterhin Widerstand leisten. Und das, obwohl Armee und Regierung angeblich schon alles unter Kontrolle haben.

Armee-Einsatz

"Unsere Sicherheitskräfte waren erfolgreich", sagt Regierungssprecher Panitan. Tatsächlich sind in den frühen Morgenstunden tausende Soldaten mit Panzern und Wasserwerfern auf das Camp der Rothemden vorgerückt. Sie durchbrechen die Bambus-Barikaden, bergen Leichen, lassen Verwundete abtransportieren und kontrollieren mutmaßliche Demonstranten. Über Lautsprecher werden die Regierungsgegner aufgefordert, sich zu ergeben.

Lage bleibt angespannt

Aber die Lage ist äußerst gespannt, schildert der österreichische Botschafter Johannes Peterlik. Im Zentrum dürfte die Armee die Situation zusehends kontrollieren, anders als in anderen Stadtteilen. Die Situation im Großraum Bangkok sei weiter prekär, so Peterlik. Denn die Kampfmoral der Oppositionellen ist - so scheint es - ungebrochen.

Demonstranten legen Feuer

Wütende Demonstranten, unter ihnen viele Frauen, legen Feuer. Ein großes Einkaufszentrum geht in Flammen auf, auch die Börse brennt, ebenso ein lokaler Fernsehsender. Zwischen den Wolkenkratzern steigen dicke schwarze Rauchwolken auf. Und noch immer sind vereinzelt Schüsse zu hören. Wie gut die verbleibenden Rothemden ausgerüstet sind, lässt sich schwer abschätzen. Sicher ist eines: Eine ihrer wichtigsten Waffen ist die Sympathie der Bevölkerung.

Mittagsjournal, 19.05.2010

Ist der Widerstand gebrochen, weil die Führer aufgegeben haben und die Massen sich jetzt nur noch aufbäumen? Oder droht jetzt das totale Chaos, weil der Protest sich entfesselt? Antworten darauf vom Thailand-Experten Gerhard Will von der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin im Gespräch mit Hubert Arnim Ellison